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Murat Karayilan, Chef der PKK

© AFP

Türkei: Geiseln sind offenbar in PKK-Machtkampf geraten

Murat Karayilan, Chef der PKK, soll seinen internen Rivalen Fehman Hüseyin dazu aufgerufen haben, die verschleppten Deutschen frei zu lassen. In den inneren Machtspielchen der Kurdenpartei will Hüseyin die Geiseln als Druckmittel einsetzen.

Eine Woche nach der Entführung von drei Deutschen durch PKK-Rebellen in der Ost-Türkei verdichten sich Hinweise, dass sie Opfer eines Machtkampfs in der Kurden-Organisation sind. In der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK gebe es scharfe Kritik an der Verschleppung, der Anführer Murat Karayilan habe befohlen, die Deutschen zu finden und zu befreien, berichtete am Dienstag die türkische Nachrichtenagentur Anadolu. Die türkische Armee tötete bei einem Einsatz im Osten des Landes nach eigenen Angaben 22 PKK-Kämpfer. Die Bemühungen um die Freilassung der Geiseln blieben ebenso erfolglos wie die für die entführten Deutschen in Nigeria und Somalia.

Dem türkischen Agenturbericht zufolge ließ der PKK-Anführer Fehman Hüseyin die Deutschen im Alleingang verschleppen. Er wolle sie vor einem Kongress des militärischen Flügels der PKK als Druckmittel verwenden, weil er um seinen Platz in der PKK-Führung fürchte, berichtete die Agentur Anadolu. Sie stützt sich auf türkische Geheimdiensterkenntnisse und Mitschnitte der Funkverkehrs der PKK.

Der türkische Generalstab in Ankara teilte mit, bei der Operation im Grenzgebiet zum Irak seien die Luftwaffe und Bodentruppen vier Tage lang gegen eine PKK-Gruppe eingesetzt worden. Die Gruppe sei am vergangenen Freitag entdeckt worden, als sie sich auf Angriffe vorbereitet habe. Die PKK verlangt ein Ende der türkischen Militäreinsätze. Die Partei ist in den USA und der EU als Terrororganisation eingestuft.

Der 1993 von der PKK ebenfalls am Ararat verschleppte Deutsche Albrecht Lehmann hielt sich zum Zeitpunkt der aktuellen Entführung dort ebenfalls auf. Er hatte den über 5000 Meter hohen Berg bestiegen, um seine damaligen Erlebnisse und das damit verbundene Trauma zu verarbeiten. Er verließ das Zwischenlager einen halben Tag vor der Entführung der drei Bayern. Bis zu dieser Tat habe er sich absolut sicher gefühlt und auch sehr viel Gastfreundschaft erlebt, sagte er. Jetzt würde er aber niemandem empfehlen, dorthin zu reisen.

Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Berlin sagte, der Krisenstab arbeite weiter mit Hochdruck an einer raschen Lösung des Falls.
  
Die Bergsteiger waren am vergangenen Dienstag auf dem Berg Ararat von einem PKK-Trupp verschleppt worden. Die Führung der Kurdenrebellen erklärte, das Kidnapping sei "in eigener Initiative" von lokalen Rebellen begangen worden. Als Bedingungen für eine Freilassung der Deutschen verlangt die PKK eine Einstellung der türkischen Militäraktionen am Ararat sowie eine Erklärung der Bundesregierung, dass Deutschland seine harte Haltung gegenüber der kurdischen Untergrundorganisation beenden werde. Insbesondere kritisierten die Rebellen das Verbot des PKK-nahen Fernsehsenders Roj-TV durch Berlin. Die Bundesregierung verlangt die bedingungslose Freilassung der Geiseln. (mpr/AFP/dpa)

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