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Politik: Türkei greift PKK-Zentrale im Irak an Mindestens ein Toter bei Bombardierung

Istanbul - Bis zu zwei Dutzend türkische Kampfflugzeuge haben in der Nacht zum Sonntag das Hauptquartier der PKK-Kurdenrebellen in Nordirak bombardiert. Bei den Luftangriffen wurden vor allem Kommunikationseinrichtungen der Rebellen zerstört.

Istanbul - Bis zu zwei Dutzend türkische Kampfflugzeuge haben in der Nacht zum Sonntag das Hauptquartier der PKK-Kurdenrebellen in Nordirak bombardiert. Bei den Luftangriffen wurden vor allem Kommunikationseinrichtungen der Rebellen zerstört. Nach Angaben der nordirakischen Behörden gab es mindestens ein Todesopfer. Türkische Medien berichteten, das PKK-Hauptquartier sei „dem Erdboden gleichgemacht“ worden, doch die PKK selbst spielte die Wirkung der bisher umfangreichsten Angriffe der Türken auf die Stellungen der Rebellen im Nordirak herunter. Wie der erste türkische Vorstoß vor zwei Wochen basierte auch die Militäraktion vom Sonntag auf Geheimdiensinformationen der USA. Militärs und Regierung in Ankara betonten, falls nötig werde die Türkei erneut zuschlagen.

Kurz nach Mitternacht waren die Kampfflugzeuge vom Typ F-16 von einem Stützpunkt im südosttürkischen Diyarbakir aufgestiegen. Der Angriff auf die PKK-Stellungen in den Kandilbergen rund hundert Kilometer tief auf irakischem Territorium dauerte mehrere Stunden. Die türkischen Piloten bombardierten die PKK-Lager selbst, Verbindungsstraßen, Brücken am Fuß der Kandilberge sowie einige Dörfer in der Umgebung. Nach der Rückkehr der Kampfjets vor Morgengrauen nahm die türkische Artillerie eine halbe Stunde lang Gebiete jenseits der Grenze zum Irak unter Beschuss.

Seit dem Rückzug der PKK aus der Türkei dienen die Kandilberge den Rebellen als Hauptquartier und Ausbildungszentrum. Mehrere tausend PKK-Kämpfer und auch die Führungsebene der Rebellen sollen sich dort versteckt halten. Wegen starker Bedenken der USA und der nordirakischen Kurden gegen eine grenzüberschreitende Militäraktion der Türken gegen die PKK war das Gebiet lange dem Zugriff Ankaras entzogen. Anfang November erhielt der türkische Ministerpräsident Erdogan jedoch von der US-Regierung grünes Licht für begrenzte Angriffe auf die PKK im Nordirak sowie die Zusage, dass die Türken dabei auf amerikanische Geheimdiensterkenntnisse zurückgreifen können. Der daraufhin gestartete erste türkische Angriff auf irakischem Gebiet richtete sich gegen einen rund 60 Mann starken Rebellentrupp im Grenzgebiet. Diesmal drangen die türkischen Kampfflugzeuge wesentlich tiefer ins Nachbarland ein.

Türkische Medien berichteten, führende PKK-Vertreter seien mit Hilfe abgehörter Satellitentelefongespräche in den Kandilbergen lokalisiert worden; in der Region verfügen nur die USA über die dazu erforderliche Abhörtechnologie. Die PKK verwies am Sonntag darauf, dass bereits seit Wochen immer wieder amerikanische Aufklärungsflugzeuge über den Kandilbergen zu sehen gewesen seien. Premier Erdogan sprach von einer erfolgreichen Aktion und kündigte an, sein Land werde weiter gegen die PKK vorgehen, wenn nötig auch mit militärischen Mitteln. Susanne Güsten

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