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Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte angekündigt, IS-Anhänger in ihre Heimatländer abzuschieben.

© -/Pool Presidential Press Service/AP/dpa

Türkei schiebt „Terroristenkämpfer“ ab: Mutmaßliche IS-Anhängerin mit fünfjähriger Tochter kommt nach Deutschland

Eine Mutter soll mit ihrer fünfjährigen Tochter von Istanbul nach Berlin ausgeflogen worden sein. Ein Haftbefehl gegen die Frau liegt nicht vor.

Die Türkei hat eine mutmaßliche Anhängerin der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zusammen mit ihrer Tochter nach Deutschland abgeschoben. Das türkische Innenministerium schrieb am Mittwochabend von zwei „Terroristenkämpfern“ mit deutscher Staatsbürgerschaft. Mehr Auskünfte – etwa zu den konkreten Vorwürfen – erteilte das Ministerium nicht.

Nach Angaben aus deutschen Sicherheitskreisen handelt es sich um eine Deutsch-Eritreerin und ihre fünfjährige Tochter. Die Frau soll 2014 von Deutschland nach Syrien ausgereist sein. Im vergangenen Oktober wurde sie den Angaben zufolge in der Türkei in Gewahrsam genommen. Am Mittwoch wurden Mutter und Tochter von Istanbul nach Berlin ausgeflogen. Ein Haftbefehl gegen die Frau liegt dem Vernehmen nach nicht vor. Ob Ermittlungen gegen sie aufgenommen werden, wird noch geprüft.

Die Türkei schiebt seit einigen Wochen Menschen mit angeblichen Verbindungen zu Terrororganisationen in ihre Heimatländer ab. Sie hatte am 9. Oktober im syrisch-türkischen Grenzgebiet eine Offensive gegen die Kurdenmiliz YPG begonnen, die sie als Terrororganisation betrachtet. Während der Militäroffensive waren offiziellen Angaben zufolge auch 287 Anhänger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) festgenommen worden, darunter Frauen und Kinder.

Anfang Dezember hatte das Innenministerium gemeldet, dass die Türkei in rund drei Wochen 59 Menschen mit mutmaßlichen Verbindungen zu Terrororganisationen in ihre Heimatländer zurückgeschickt habe. Unter ihnen seien 26 amerikanische und europäische Staatsbürger. Auch nach Deutschland wurden Menschen abgeschoben, etwa eine siebenköpfige Familie Mitte November. Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete am Montag von mittlerweile insgesamt 71 abgeschobenen ausländischen „Terroristenkämpfern“. Demzufolge sollen unter ihnen bis dahin 18 Deutsche gewesen sein.

Die Angaben aus der Türkei sind mit Vorsicht zu genießen, weil offensichtlich auch die Zahl der Kinder, die in Begleitung ihrer Familien abgeschoben werden, in die Statistik mit einfließt. Am Montag hatte die Türkei die Abschiebung von elf „Terroristenkämpfern“ nach Frankreich gemeldet. Berichten zufolge handelte es sich um vier Ehefrauen von mutmaßlichen Dschihadisten und ihre sieben Kinder. (dpa)

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