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Politik: Türkische Laizisten beunruhigt - Ankara soll in Berlin intervenieren

Die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts, die "Islamische Föderation" in Berlin zum Religionsunterricht zuzulassen, erregt die türkischen Laizisten offenbar mehr als die Deutschen. Fundamentalisten dürften in Deutschland künftig Koranstunden erteilen, entsetzte sich die laizistische türkische Tageszeitung "Cumhuriyet".

Die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts, die "Islamische Föderation" in Berlin zum Religionsunterricht zuzulassen, erregt die türkischen Laizisten offenbar mehr als die Deutschen. Fundamentalisten dürften in Deutschland künftig Koranstunden erteilen, entsetzte sich die laizistische türkische Tageszeitung "Cumhuriyet". Das türkische Bildungsministerium forderte das Außenministerium auf, in Berlin gegen diesen Frevel zu intervenieren. Als laizistischer Staat könne es die Türkei nicht zulassen, dass seine Staatsbürger von der "Föderation" unterrichtet würden.

Es zählt zu den Widersprüchlichkeiten des laizistischen türkischen Systems, dass der Staat nicht von der Religion getrennt ist, sondern vielmehr die Kontrolle über sie ausübt. So werden die Geistlichen vom Staat ausgebildet, eingestellt und bezahlt. Ankara befürchtet, dass der Islam sonst zu sehr erstarken und den weltlichen Staat aushebeln könnte. Seit 1982 ist der islamische Religionsunterricht Pflichtfach an den staatlichen Schulen. Das spiegelt den Geist der Zeit wieder: Von einer verstärkten Hinwendung zum Islam erhofften sich die Generäle damals nach ihrem Putsch eine ideologische Immunisierung gegen den Kommunismus.

Doch heute gilt der Fundamentalismus wieder als Staatsfeind Nummer Eins. Deshalb will die Regierung mit strikten Vorschriften dafür sorgen, dass der Religionsunterricht nicht ihrer Kontrolle entgleitet.

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