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Zivilisten fliehen mit ihren Fahrzeugen aus der nordsyrischen Stadt Afrin.

© AFP

Türkische Offensive in Syrien: Afrin steht kurz vor dem Fall

Seit dem 20. Januar kämpft die Türkei in Syrien gegen die kurdische Miliz YPG und rückt in Richtung Afrin vor. Nun steht die Stadt kurz vor dem Fall.

Knapp zwei Monate nach dem Beginn ihres Einmarsches ins Nachbarland Syrien steht die türkische Armee kurz vor der nordsyrischen Stadt Afrin. In langen Autokolonnen verließen Zivilisten am Montag das Zentrum Afrins, wie türkische Medien meldeten. Die türkischen Truppen bereiten sich auf Häuserkämpfe gegen die kurdische Miliz YPG in Afrin vor. Doch auch ein Erfolg der Militäraktion dürfte der Türkei keine Ruhe bringen.

Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte gesagt, die türkischen Soldaten und die verbündete syrische Miliz FSA seien bis auf vier, fünf Kilometer an das Stadtzentrum von Afrin herangerückt, das etwa 20 Kilometer von der türkischen Grenze entfernt liegt. Seit dem Beginn des Einmarsches waren die türkischen Truppen zeitweise nur langsam vorangekommen. Laut Ankara lag das an der Rücksicht auf Zivilisten; kurdische Quellen sprachen dagegen von harter Gegenwehr der YPG und warfen der Türkei vor, viele Frauen und Kinder getötet zu haben.

In Afrin selbst könnte nun ein verbissener Kampf zwischen den türkischen Soldaten und der YPG bevorstehen, die Verstärkung aus anderen Landesteilen Syriens erhalten hat. Die YPG hindere Zivilisten an der Flucht aus der Stadt, um sie als menschliche Schutzschilde zu benutzen, hieß es bei der staatlichen türkischen Nachrichtenagentur Anadolu.

Ankara bekämpft die YPG, weil die Miliz als syrischer Arm der Terrororganisation PKK in den vergangenen Jahren eine Autonomiezone entlang der syrischen Grenze errichtet hat. Da die YPG jedoch der wichtigste Partner der USA beim Kampf gegen den „Islamischen Staat“ (IS) in Syrien ist, sind Ankara und Washington miteinander in Streit geraten.

Einige US-Vertreter sorgen sich um das Bündnis mit der YPG

Laut „Washington Post“ haben die Amerikaner den Türken inzwischen zugesagt, die YPG-Truppen zum Abzug aus der Stadt Manbidsch zu bewegen, die rund hundert Kilometer östlich von Afrin liegt. Noch ist unklar, wie belastbar diese Zusage ist: US-Offiziere in Manbidsch hatten angekündigt, sie würden die Stadt zusammen mit den Kurden gegen die Türken verteidigen. Einige US-Regierungsvertreter sorgen sich, eine Schwächung des Bündnisses zwischen den USA und der YPG könnte den IS-Dschihadisten nützen.

Zudem würde selbst ein Rückzug der YPG aus Manbidsch die türkisch-amerikanischen Spannungen nicht grundsätzlich aus der Welt schaffen. Nach wie vor kontrollieren die syrischen Kurden mit amerikanischer Unterstützung weite Teile des syrisch-türkischen Grenzgebietes. Erdogan hat damit gedroht, die türkische Armee falls nötig weiter Richtung Osten durch Syrien bis zur irakischen Grenze zu schicken, um die kurdischen Autonomiebestrebungen zu bekämpfen.

Auch in arabischen Staaten wächst die Kritik. Der saudische Thronfolger Mohammed bin Salman spricht vom „Dreieck des Bösen“ aus Türkei, Iran und islamischen Extremisten. Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) riefen die Türkei auf, sie solle die Souveränität der Nachbarn achten. Erdogan unterstützt das Emirat Katar im Streit mit einer Gruppe arabischer Staaten um Saudi-Arabien und die Emirate.

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