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Türkische Schulen: Deutsche Politiker gegen Erdogans Pläne

Der türkische Premier Erdogan ist für türkischsprachige Schulen und Universitäten in Deutschland. Doch bei den hiesigen Politikern rennt er damit keine offenen Türen ein. Die Rede ist von "Gift für die Integration“.

Mit seinem Vorschlag für türkische Schulen in Deutschland löst der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan bei deutschen Politikern Empörung aus. Kritik kommt vor allem aus der Union: Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU) ruft die Türken dazu auf, sich selbst mehr um die Eingliederung in die deutsche Gesellschaft zu bemühen. Sie sollten "sich nicht in die eigene türkische Welt zurückziehen", sondern dafür sorgen, dass sie selbst und ihre Kinder die deutsche Sprache lernen, sagte Schäuble im RBB-Inforadio. Gestern hatte er in der ARD-Sendung "Anne Will" bereits betont: "Es darf nicht Türkisch als Ersatz für Deutsch sein. Am besten wäre es, die Kinder wachsen zweisprachig auf."

Am Sonntag hatte Erdogan bei einer Rede vor 16.000 überwiegend türkischen Zuhörern in der Köln-Arena gesagt, dass "die Türken in Europa vor der Herausforderung stehen, ihre Identität und ihre Kultur zu bewahren". Es sei wichtig, Deutsch zu lernen - doch die türkische Sprache dürfe dabei nicht vernachlässigt werden.

Bereits am Freitag hatte Erdogan bei einer Diskussionsrunde mit Schülern - im Beisein von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) - den Vorschlag gemacht, dass türkischsprachige Schulen und Universitäten in Deutschland gegründet werden sollen.

CSU: "Gift für die Integration"

Insgesamt gehen in Deutschland etwa 500.000 türkischstämmige Kinder zur Schule. Es gibt bereits Schulen, in denen in türkischer Sprache unterrichtet wird, zum Beispiel in Köln und Berlin. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes sind an Deutschlands Schulen etwa 550 türkische Lehrer tätig, um Einwandererkindern Unterricht in der Muttersprache zu erteilen. In Deutschland leben etwa 2,4 Millionen Bürger türkischer Abstammung - 1,7 Millionen davon sind türkische Staatsangehörige.

Kritik an den Vorschlägen Erdogans kommt nicht nur von Innenminister Schäuble. CSU-Chef Erwin Huber bezeichnet die Überlegungen des türkischen Regierungschefs als "Gift für die Integration“. Und auch die in Istanbul geborene SPD-Politikerin Lale Akgün ist gegen die Pläne: „Ich will nicht, dass die Kinder körperlich hier sind und geistig und seelisch in der Türkei", sagte sie der "Frankfurter Rundschau". (jam/dpa)

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