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Politik: Türkischer Präsident will Staatsakt ohne Kopftuchträgerinnen Sezer will 80. Jahrestag der Republik ohne AKP-Ehefrauen feiern

. Kurz vor dem 80-jährigen Gründungsjubiläum der modernen Türkei in der kommenden Woche spitzt sich in Ankara der Streit um das Kopftuch zu.

. Kurz vor dem 80-jährigen Gründungsjubiläum der modernen Türkei in der kommenden Woche spitzt sich in Ankara der Streit um das Kopftuch zu. Auf Weisung von Staatspräsident Ahmet Necdet Sezer dürfen Parlamentarier der islamisch geprägten Regierungspartei AKP ihre Frauen am Republikstag nächste Woche nicht zum Staatsempfang in den Präsidentenpalast mitbringen – weil die meisten AKP-Ehefrauen das Kopftuch tragen. Die Abgeordneten der sozialdemokratischen Opposition lud Sezer dagegen ausdrücklich zusammen mit ihren Ehefrauen ein.

Parlamentspräsident Bülent Arinc sprach von einer „Diskriminierung“ durch Sezer. Selbst AKP-Abgeordnete, deren Ehefrauen ihre Haare nicht verhüllen, erhielten für den Empfang am 29. Oktober nur eine Einzel-Einladung; darunter ist auch ein AKP-Politiker, der mit einer Deutschen verheiratet ist. Ausnahmen machte Sezer lediglich für einige hochrangige Parlamentarier und Minister, deren Ehefrauen kein Kopftuch tragen. Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan wurde dagegen nur allein eingeladen, weil seine Frau ebenfalls zu den Kopftuchträgerinnen gehört.

Der neue Streit ums Kopftuch zeigt, wie schwer sich die Türkei tut, den säkulären Staat und den Islam miteinander zu versöhnen. Obwohl zwei von drei Türkinnen das Kopftuch tragen und die meisten damit keine politische Botschaft verbinden, gilt das Tuch bei Sezer und der Armee, aber auch in Teilen der Öffentlichkeit als Symbol des islamischen Fundamentalismus. Im Parlament und in anderen staatlichen Institutionen darf es deshalb nicht getragen werden. Eine Parlamentsabgeordnete, die 1999 das Plenum im Kopftuch betrat, verlor damals ihr Mandat und die türkische Staatsbürgerschaft gleich dazu.

Vor ihrem Regierungsantritt hatte die AKP ihren Wählern versprochen, das Kopftuchverbot zu lockern. Die Partei ging einer direkten Konfrontation mit den Kopftuch-Gegnern bisher jedoch aus dem Weg. Viele türkische Kommentatoren geben Sezer die Schuld daran, dass dieser unausgesprochene Waffenstillstand jetzt brüchig wird.

Erdogan selbst beschränkte sich auf die Bemerkung, die Bevölkerung wisse schon, was sie von der Angelegenheit zu halten habe. Er werde trotz allem an dem Empfang teilnehmen. Erdogans Abgeordnete reagieren jedoch nicht so gelassen wie ihr Chef: Presseberichten zufolge wollen viele AKP-Parlamentarier den Staatsempfang aus Protest gegen Sezer boykottieren.

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