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Turkmenistan: Interimsnachfolger für Nijasow bestimmt

Nach dem Tod des turkmenischen Präsidenten Nijasow hat der Sicherheitsrat Vize-Ministerpräsident Berdymuchammedow als Interimsnachfolger bestimmt. Bundesaußenminister Steinmeier hofft auf einen friedlichen Machtwechsel.

Moskau - Nach 21 Jahren an der Macht ist der turkmenische Alleinherrscher Saparmurad Nijasow gestorben. Der 66-Jährige starb nach Regierungsangaben in der Hauptstadt Aschchabad an Herzversagen. Der Sicherheitsrat des zentralasiatischen Wüstenstaates bestimmte Vize-Regierungschef Gurbanguly Berdymuchammedow zum Übergangspräsidenten. Die Lage in Aschchabad sei ruhig, berichtete die russische Botschaft. Analysten warnten indes, dass politische Instabilität in dem öl- und gasreichen Land sich auch auf Gaslieferungen nach Europa auswirken könnte.

Der Sicherheitsrat will am 26. Dezember über eine endgültige Regelung für die Nachfolge des Präsidenten beraten. Zudem ordnete er eine siebentägige Staatstrauer an. Nijasow soll am 24. Dezember in dem von ihm errichteten Familienmausoleum in seinem Heimatdorf Kiptschak beigesetzt werden.

Staatsführer auf Lebenszeit

Nijasow war ab 1985 Parteichef der Sowjetrepublik Turkmenien gewesen. Nach der Unabhängigkeit 1990 amtierte er als Präsident und ließ sich zum Staatsführer auf Lebenszeit und Turkmenbaschi (Vater aller Turkmenen) ernennen.

Nach dem Tod Nijasows hätte der Verfassung gemäß eigentlich Parlamentspräsident Owesgeldy Atajew die Amtsgeschäfte übernehmen sollen. Der Sicherheitsrat habe seine Kandidatur aber abgelehnt, weil die Staatsanwaltschaft gegen ihn ermittele, meldete die russische Agentur Interfax am Donnerstag. Beobachter schlossen nicht aus, dass sich in Turkmenistan ein Machtkampf entwickeln könnte. Berichte aus dem Nachbarland Kasachstan, die turkmenische Armee sei in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt worden, wurden nicht bestätigt.

Gül: Kein Machtvakuum entstehen lassen

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier und sein russischer Kollege Sergej Lawrow appellierten in Moskau an die Übergangsführung, eine friedliche Nachfolgeregelung zu gewährleisten. Der türkische Außenminister Abdullah Gül erklärte, in Turkmenistan dürfe kein Machtvakuum und keine ungewisse politische Lage entstehen. Turkmenistan, das etwa fünf Millionen Einwohner hat, gehört zu den turksprachigen Ländern.

Unter Nijasows despotischer Herrschaft war Turkmenistan nach außen weitgehend abgeschottet. Innenpolitisch inszenierte der Präsident einen aufwendigen Personenkult und benannte unter anderem Monate nach sich selbst und seiner Mutter. In internationalen Vergleichen über den Stand von Demokratie und Menschenrechten landet Turkmenien stets auf den hinteren Rängen. Seine Gegner ließ Nijasow ins Gefängnis werfen. Von den enormen Gasvorkommen des Landes profitierte nur eine kleine Elite.

Nijasow, der bereits seit längerem an Herzproblemen litt, wurde von deutschen Ärzten behandelt. 1997 war ihm in einer Münchner Spezialklinik ein Bypass gelegt worden. (tso/dpa)

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