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Tutu schämt sich: Südafrika verweigert Dalai Lama die Einreise

Ein Jahr vor der Fußball-WM 2010 manövriert sich das Gastgeberland Südafrika international immer weiter ins Abseits. Nach der jahrelangen Unterstützung für Simbabwes Diktator Robert Mugabe hat die südafrikanische Regierung nun völlig überraschend dem Dalai Lama die Einreise nach Südafrika verwehrt.

Das geistliche Oberhaupt der Tibeter wollte am Freitag gemeinsam mit anderen Friedensnobelpreisträgern an einer von der südafrikanischen Fußballliga PSL organisierten Konferenz teilnehmen. Dabei sollte mit Blick auf die Fußball-WM in Südafrika im nächsten Jahr auch über den Beitrag des Sports zur Völkerverständigung und zur Überwindung des Rassismus diskutiert werden. Doch dem Dalai Lama wurde das notwendige Visum verweigert. Inzwischen hat sein Büro bestätigt, dass er nun nicht nach Südafrika kommen werde.

Ein Sprecher des südafrikanischen Übergangspräsidenten Kgaglema Motlanthe rechtfertigte das Einreiseverbot gestern damit, dass gegenwärtig „nicht der richtige Zeitpunkt für einen solchen Besuch“ sei. Ein Mitglied der Regierung am Kap sagte der Wirtschaftszeitung „Business Day“, Südafrika werde nichts unternehmen, was seine guten Beziehungen zu Peking unterminiere. Die Kaprepublik ist der mit Abstand wichtigste Partner der Chinesen in Afrika und für etwa 20 Prozent des gesamten chinesischen Handels mit dem afrikanischen Kontinent verantwortlich.

In der südafrikanischen Zivilgesellschaft stieß das Einreiseverbot auf Empörung. Der Kapstadter Erzbischof und Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu erklärte, dass er über das Einreiseverbot bestürzt sei. Er selbst werde unter den Umständen nicht an der Konferenz teilnehmen. Der Kirchenführer verurteilte das Verhalten des einst von Nelson Mandela geführten Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) als „schändlich“. Allerdings stehe es im Einklang mit Südafrikas verheerendem Auftritt im UN-Sicherheitsrat im vergangenen Jahr, sagte Tutu. Die Kaprepublik hatte damals mehrfach die Verurteilung der Unrechtsregimes in Sudan, Simbabwe, Iran oder Burma verhindert und sich stattdessen hinter China gestellt. „Wir beugen uns schamlos dem Druck der Chinesen. Ich bin bestürzt und schäme mich für mein Land“, zürnte Tutu gestern in Kalifornien, wo er sich gerade aufhält.

Neben Tutu haben auch der frühere südafrikanische Präsident und Friedensnobelpreisträger Frederik Willem De Klerk und andere geladene Preisträger erklärt, ihre Konferenzteilnahme unter diesen Umständen zu überdenken.

Die Lage in Tibet ist derzeit angespannt. Am 10. März jährte sich die Niederschlagung des tibetischen Aufstands zum 50. Mal, in dessen Folge der Dalai Lama ins indische Exil geflohen war. Am Sonntag kam es in China zu Auseinandersetzungen zwischen Tibetern und chinesischen Sicherheitskräften. Dabei wurden nach amtlichen Angaben mehrere Menschen leicht verletzt. Nach einem Angriff auf eine Polizeiwache in einem von vielen Tibetern bewohnten Gebiet im Nordwesten des Landes nahm die chinesische Polizei fast hundert tibetische Mönche fest.

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