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US-TV-Duell

© AFP

TV-Duell der US-Vizekandidaten: Eine Debatte, zwei Sieger

Wäre es ein Duell ohne Ton, Sarah Palin hätte es haushoch gewonnen: Strahlend, lächelnd und eher inhaltsleer präsentiert sich die Vize-kandidatin der Republikaner. Nach schlechten Umfragewerten und peinlichen Fernsehinterviews gewinnt sie damit das Vertrauen ihrer Partei zurück. Demokrat Joe Biden dagegen gewinnt die US-Wählerschaft für sich.

Es war die einzige Fernsehdebatte der Vizepräsidentschaftskandidaten. Und sie bot optisch das genau umgekehrte Bild der Präsidentschaftsdebatte. Dort ist der Demokrat Barack Obama die junge frische Person mit Outsider-Status, der den weißhaarigen Washington-Insider John McCain herausfordert. Bei den Vizes ist es anders herum. Die Republikanerin Sarah Palin ist der energische Wirbelwind Mitte 40 und der Demokrat Joe Biden die ergraute, erfahrene Eminenz.

Wer hat den Schlagabtausch am Donnerstag Abend in St. Louis, Missouri, gewonnen? Inhaltlich Joe Biden, aber optisch Sarah Palin. Wer den Ton ausschaltete und sich ganz auf das Fernsehbild konzentrierte, sah eine selbstbewusste Frau mit strahlendem Lächeln und voller Optimismus. Joe Biden hatte meist eine sorgenzerfurchte Stirn, blickte öfter nachdenklich nach unten statt geradeaus in die Kamera, zeigte mehr Missbehagen am Zustand Amerikas.

Doch kein Schandfleck: Palin schafft Auftritt ohne peinliche Pannen

Ganz anders fällt das Urteil aus, wenn man den Ton über das Bild stellt. Joe Biden spielte seine ganze politische Kenntnis und Erfahrung aus und zeigte Detailkenntnis. Sarah Palin bot nur - offenkundig auswändig gelernte - Glaubenssätze. Wo Biden argumentierte, hämmerte sie die immer selben Formulierungen ins Mikrophon: Steuern runter, weil das Jobs schafft. McCain ist ein Held, er weist den Weg.

Nicht eine einzige Nachfrage, nicht ein Gegenargument konnte sie beantworten. Mehrfach wich sie den Fragen der Moderatorin aus, einmal sagte sie sogar: Ich werde die Frage nicht so beantworten, wie Sie das wünschen. In allen Sachfragen war Biden ihr überlegen. Und er war weise genug, ihre Irrtümer, zum Beispiel den Namen des US-Kommandeurs in Afghanistan, nicht belehrend zu korrigieren. Aber für viele Amerikaner mochte wichtiger sein: Sarah Palin präsentierte sich als normale Bürgerin, Biden als Politiker.

Biden gewinnt Duell, Palin das Vertrauen der Republikaner

Palin war auch ein relativer Sieger, wenn man es an den Erwartungen vor der Debatte misst. Sie war in ihren wenigen Fernsehinterviews auf fast peinliche Weise gestolpert und hatte einen erschreckenden Mangel an Sachwissen gezeigt, von der Wirtschafts- bis zur Außenpolitik. Deshalb hatten Republikaner befürchtet, Palin laufe Gefahr, in dem Duell unterzugehen. Eine Mehrheit der Bürger sprach Palin die Eignung für das Präsidentenamt vor der Debatte ab: 54 Prozent in jüngsten Umfragen. Gemessen daran schnitt Palin hervorragend ab, 80 Prozent meinten, sie sei besser gewesen als erwartet. Über Biden sagten das nur gut 60 Prozent.

Aber die Bedenken über ihre mangelnde Vorbereitung auf höchste Aufgaben konnte sie nicht ausräumen. Nach der Debatte sagten noch immer 53 Prozent, sie sei nicht geeignet für das Weiße Haus.

Erstaunlich: Sarah Palin distanzierte sich noch aggressiver von George W. Bush, ihrem Parteifreund im Weißen Haus, als der Demokrat. Die Blitzumfragen sahen Biden als Sieger, 51 zu 36 Prozent. Die Republikaner sehen sich dennoch als Gewinner. Sarah Palin hat ihre Erwartungen übertroffen, sie hat der Basis den Glauben zurückgegeben, dass sie eine Hilfe für McCain ist und keine Belastung.

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