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Seehofer und Ude im Fernsehstudio

© dpa

TV-Duell in Bayern: Horst Seehofer und Christian Ude im Kammerton

Der Herausforderer Ude steht in der Bayernwahl mit seiner SPD bei kläglichen 18 Prozent. Beim TV-Duell bewies er zwar, auch ein Staatsmann sein zu können. Aber die Wende brachte es wohl eher nicht.

Am Ende werden sie dann aufgefordert, sich gegenseitig zu loben – Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) und Christian Ude, der SPD-Herausforderer bei der Landtagswahl. „Ich schätze seinen Pragmatismus“, sagt Seehofer über Ude. Man habe gut miteinander zusammengearbeitet, wenn es um gemeinsame Sachen ging, etwa bei der Bewerbung für Olympische Winterspiele oder der Räumung des Camps hungerstreikender Asylbewerber auf dem Münchner Rindermarkt. Ude wiederum meint zur Person Seehofer: „Der menschliche Umgang mit ihm ist sehr angenehm.“ Politische Unterschiede könne man „ohne giftige Worte“ herausarbeiten.

Das TV-Duell im Bayerischen Fernsehen am Donnerstagabend wurde als wohl letzte Chance für Ude angesehen, sich und seine Partei noch einmal voranzubringen. Bei desaströsen 18 Prozent steht die SPD in Umfragen, das wäre noch einmal schlechter als bei der Wahl vor fünf Jahren. Ude gab sich als fleißiger Sacharbeiter, Seehofer lobte eher im Kammerton die eigene Leistung. Das Fazit des Medienwissenschaftlers Norbert Bolz von der Technischen Universität Berlin blieb nach dem Duell recht vage: Beide sind als Ministerpräsident geeignet.

Ude attackierte gleich zu Beginn mit der Pkw-Maut für Ausländer. Die CSU will sie, die CDU aber nicht. Seehofer parierte, dass er in Berlin schon vieles durchgesetzt habe und die einheimischen Autofahrer „um keinen Cent“ zusätzlich belastet würden. Dann wurden über weite Strecken bayerische Themen abgehandelt, es ging eher ums Detail: Wie gut oder schlecht das Land bei der Kinderbetreuung dasteht, ob das vor einem Jahrzehnt eingeführte achtjährige Gymnasium „nur Murks“ ist, wie Ude kritisiert, und ob der Großraum München eine Musterregion darstellt oder aber in manchen Bereichen die „rote Laterne“ trägt. So weit, so vorhersehbar.

Seehofer gab eher den Staatsmann, allerdings nicht so betont onkelhaft wie auf Wahlkundgebungen. Das sonst von ihm heraufbeschworene weiß-blaue Wunderland – hier konnte er es nicht im schönsten CSU-Glanz erstrahlen lassen. Man merkte, wie er sich vor allem beim Bildungsthema anstrengen musste, wie er gelernte Zahlen und Fakten repetierte. Das ist nicht das Feld, auf dem er am versiertesten ist.

Ude wollte vor allem seriös sein

Ude hingegen versuchte akribisch, seine Kritikpunkte einzeln abzuarbeiten. Auch ließ er es nicht unwidersprochen, wenn Seehofer immer wieder versuchte, ihn als Münchner Oberbürgermeister ganz in die Ecke des Stadtmenschen zu stellen, der vom gesamten Bayern wenig Ahnung hat. Vor allem mit Blick auf Wechselwähler und Unentschlossene präsentierte sich Ude seriös, womöglich auch zu zahm. Der Ude könnte es auch – diese Botschaft sollte wohl rüberkommen - und kam auch rüber.

Doch Christian Ude räumte nicht so sehr auf mit jahrzehntelanger CSU-Herrschaft, mit Vetternwirtschaft, Spezl-Geklüngel und dem tief sitzenden kulturellen Unbehagen angesichts des dröhnenden konservativen „Mia san mia“, wie es sich das oppositionelle Bayern und Beobachter außerhalb des Freistaates gewünscht hätten. „Die bayrische Bevölkerung will mehrheitlich keine Dauerherrschaft“ – so gemäßigt klingt die Spitze von Udes Attacke. Auch er lobt den Freistaat: „Bayern ist ein starkes Land, wir wollen es stärker und gerechter machen.“

Dass das Duell wohl ziemlich ausgewogen war, zeigen die Reaktionen der Parteien: Beide reklamieren einen eindeutigen Sieg für ihren Kandidaten.          

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