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© AFP

TV-Duell: Obama gewinnt zweite Debatte knapp

Außen- und Sozialpolitik und natürlich die aktuelle Wirtschaftslage waren die dominierenden Themen der zweiten Fernsehdebatte der US-Präsidentschaftskandidaten. John McCain hatte sich vom TV-Duell im Townhall-Stil Vorteile versprochen – am Ende konnte sein Konkurrent Barack Obama optisch und inhaltlich punkten.

In der Townhall-Inszenierung war McCains relativ hohes Alter unübersehbar. Barack Obama wirkte jünger und energischer. 80 nicht parteigebundene Zuhörer hatte das Meinungsforschungsinstitut Gallup als Zuschauer für den Abend in der Belmont-Universität in Tennessee ausgewählt. Sie saßen in kleinen Gruppen um die mit rotem Teppichboden belegte Bühne. In deren Mitte standen zwei Barhocker. Immer wenn Moderator Tom Brokaw einen der Bürger eine zuvor ausgewählte Frage stellen ließ, standen abwechselnd McCain und Obama auf, um auf den Fragesteller zuzugehen und ihm aus zwei, drei Meter Entfernung ins Gesicht zu antworten. Jeweils zwei Minuten hatten sie dafür.

Wer einmal bei einer Townhall-Debatte dabei war, empfindet die Atmosphäre meist als familiär und authentisch - und der weiß auch, dass McCain in solchen Situationen punkten kann. Doch durch die distanzierenden Linsen der Fernsehkameras betrachtet - und das war die Perspektive der vielen Millionen Amerikaner an den Fernsehgeräten quer durch die USA - wirkte der Republikaner an diesem Abend hölzern. Gebückt ging der 72-Jährige auf die Zuschauer zu, der 47-jährige Obama sah dagegen sportlich-agil aus.

Obamas Sympathiewerte zeigen nach oben

Die Fragen - und die Antworten - der beiden Politiker boten keine Überraschung. Oberstes Thema ist und bleibt die Wirtschaftslage, dazu allgemeine Krankenversicherung, Irak- und Afghanistankrieg. Da ist Obama im Vorteil, die Mehrheit der Bürger lastet Präsident Bush und den Republikanern eine Mitschuld an der schlimmen Finanzkrise an, weil sie der Wirtschaft und speziell den Wall-Street-Bossen keine Fesseln anlegten. McCain erhob - wie schon im ganzen bisherigen Wahlkampf - den Vorwurf, Obama wolle die Steuern erhöhen. Das verfing nicht. Obama rechnete, auch das ist altbekannt, im Gegenzug vor, sein Steuerplan belaste nur jene fünf Prozent, die mehr als 250.000 Dollar pro Jahr verdienen. 95 Prozent der Bürger würden dagegen entlastet.

Bei CNN konnte man verfolgen, wie die Sympathiekurven für den Demokraten nach oben zeigten. Der Sender hatte eine kleine Gruppe von Zuschauern in Ohio mit Geräten ausgestattet, die ihre unmittelbare positive oder negative Reaktion messen. Durch die Bank waren die weiblichen Zustimmungsraten bei Obama höher, Männer neigten eher McCain zu. Doch in der Summe aus beiden Reaktionen hatte die meiste Zeit Obama die Nase vorn.

McCains verpasste Gelegeneheit

Auch im außenpolitischen Bereich der Debatte konnte Obama diesmal mithalten. Den Meinungsaustausch zur Irak-, Iran- und Pakistanpolitik entschied der Demokrat für sich. Bei den Reaktionen auf die Russland-Georgien-Krise schnitt dagegen McCain besser ab.

Nach den 90 Minuten war es keine Überraschung mehr, dass die Zuschauer in ganz Amerika in ersten Blitzumfragen Obama mit 54 zu 30 Prozent als Sieger sahen. Solche Spontanreaktionen darf man jedoch nicht überbewerten. Bei TV-Debatten schauen in der Regel mehr Sympathisanten der Demokraten als der Republikaner zu, auch das beeinflusst das Ergebnis. Beim konservativen Sender Fox zogen die Kommentatoren eine andere Bilanz, mit mehr Verständnis für McCain.

Alles in allem hat die Debatte nichts an Obamas aktuellem Vorsprung geändert. Würde jetzt gewählt, wäre ihm der Sieg wohl sicher. McCain muss ein Thema finden, mit dem er die Demokraten in Bedrängnis bringt und vor dem Wahltag in vier Wochen die Lage dreht. Dieser Abend hat ihm nicht geholfen. Auf ihm lag der Druck, besser abzuschneiden. Er konnte die Gelegenheit nicht nutzen.

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