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Unter anderem wegen dieses Autokennzeichens steht der neue Edeka-Werbespot "#Zeitschenken" in der Kritik.

© YouTube/Edeka

TV-Spot: Enthält Edekas Weihnachtswerbung Nazi-Symbolik?

Wirbel um den neuen Weihnachts-Werbespot von Edeka: Die Kampagne soll gängige Codes der rechtsextremen Szene enthalten. Eine Extremismusforscherin glaubt nicht an Zufall.

Mit den Fernsehspots für die Supermarktkette Edeka hat die Werbeagentur Jung von Matt in den letzten Jahren viele Erfolge gefeiert: Von "Supergeil" bis zum letztjährigen "#heimkommen" wurden die Werbeclips tausendfach geteilt. Auch das diesjährige Werk mit dem Titel "#Zeitschenken" scheint nun wieder große Aufmerksamkeit zu bekommen - wenn auch ganz sicher nicht so, wie sich Agentur Jung von Matt und Kunde Edeka das gewünscht haben.

Stein des Anstoßes sind Autokennzeichen, die für wenige Sekunden in dem Spot zu sehen sind. So hat ein herannahender Volvo das Nummernschild "MU-SS 420". Dazu singt eine Frau mit Klavierbegleitung: "Muss noch dies, muss noch das. Muss noch jenes - und irgendwas". Eine Mutter im schwersten Weihnachtsstress erzählt, was sie vor dem Fest alles noch machen muss. Das Autokennzeichen unterstreicht also das zentrale Wort des Liedtextes. Andererseits ist in Deutschland die Kombination SS in Nummernschildern verboten - wegen der naheliegenden Assoziation mit der entsprechenden nationalsozialistischen Organisation.

"Die Zahl 84 steht für 'Heil Deutschland'"

Und auch in der "420" soll Nazi-Symbolik stecken, jedenfalls nach der Deutung von Sabine Bamberger-Stemmann, Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung in Hamburg. Im Interview mit dem "Manager Magazin" sagte sie: "Die 420 ist eine aus dem angelsächsischen Raum stammende, in rechten Kreisen auch hierzulande gängige Abkürzung für Hitlers Geburtstag am 20. April."

Das zweite Autokennzeichen lautet "SO-LL 3849". Auch hier will Sabine Bamberger-Stemmann Nazi-Symbolik erkennen: "Die Zahl 84 steht für 'Heil Deutschland'. Sie ist umrahmt von den Zahlen 3 und 9. Die 39 steht für 'Christliche Identität' oder 'Christian Identity'. Dies bedeutet in rechten Kreisen im Umkehrschluss Antisemitismus. Damit ist die Aussage klar."

Edeka hat inzwischen auf die Vorwürfe reagiert: „Bei dem Autokennzeichen ‘MU-SS’ handelt es sich um ein Fantasiekennzeichen, angelehnt an den Titelsong in unserem Spot. Wir bedauern es, wenn hier ein falscher Eindruck erweckt wurde. Dies lag keinesfalls in unserer Absicht,“ sagte Gernot Kasel, Abteilungsleiter Mitarbeiter- und Medienkommunikation bei Edeka zum Branchendienst Horizont. Das aber lässt Sabine Bamberger-Stemmann nicht gelten: "Ich glaube nicht an einen Fauxpas, wie es ja im Netz zum Teil auch diskutiert wird. Angesichts der Häufung von rechtsradikalen Codes ist das verharmlosend und unglaubwürdig." Überhaupt vermittle der Spot eine heile Welt und transportiere damit Werte, die auch für die Neue Rechte stünden.

Die zuständige Werbeagentur Jung von Matt haben bisher keine Stellungnahme abgegeben und stattdessen an den Kunden, also Edeka, verwiesen.

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