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Die Polizei zeigt seit den Vorfällen in der Silvesternacht mehr Präsenz am Kölner Dom.

© Maja Hitij/dpa

Update

Übergriffe in Köln: Erster Verdächtiger wegen Sexualstraftat in U-Haft

Bei der Staatsanwaltschaft sind nach den Übergriffen in Köln mehr als 760 Anzeigen eingegangen. In Düsseldorf ließ die Polizei 40 Festgenommene wieder laufen.

Nach den massiven Übergriffen auf Frauen in der Silvesternacht in Köln sitzt erstmals ein Tatverdächtiger wegen einer Sexualstraftat in Untersuchungshaft. Dem 26 Jahre alten Algerier werde vorgeworfen, aus einer Gruppe heraus ein Opfer sexuell genötigt und dabei ein Handy gestohlen zu haben, sagte der Kölner Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer am Montag. Bislang waren nur Männer in Untersuchungshaft gekommen, denen Diebstahl, Raub, Hehlerei oder Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte in der Silvesternacht vorgeworfen wurde.

Der 26-Jährige habe sich allerdings noch nicht zu den Anschuldigungen geäußert, sagte Bremer. Er sei am Wochenende zusammen mit einem weiteren Algerier festgenommen worden, der ein Handy gestohlen haben soll. Beide Männer lebten in einer Flüchtlingsunterkunft in Kerpen.

Insgesamt nahm die Polizei am Wochenende nach eigenen Angaben drei Tatverdächtige aus der Silvesternacht fest. Neben den beiden Männern in Kerpen handele es sich bei dem dritten Mann um einen 25 Jahre alten algerischen Asylbewerber, der in Aachen kontrolliert worden sei und ein in Köln gestohlenes Handy bei sich getragen haben soll. Die Kölner Staatsanwaltschaft ermittelt nun gegen 21 Beschuldigte. Mit den drei Festgenommenen vom Wochenende sitzen nun acht Verdächtige in U-Haft.

In der Kölner Silvesternacht hatten Männergruppen Frauen umzingelt, sexuell bedrängt und bestohlen. Unter den mutmaßlichen Tätern sollen viele Männer aus Nordafrika sein. Auch mehr als zwei Wochen nach den Übergriffen melden sich immer weitere Opfer bei den Ermittlern. Bis zum Montag waren nach Angaben der Staatsanwaltschaft 766 Anzeigen eingegangen, rund die Hälfte betrafen Sexualdelikte. Darunter seien auch mindestens drei Anzeigen wegen Vergewaltigung, sagte Oberstaatsanwalt Bremer.

Etliche Verdächtige stammen nach einem Bericht des nordrhein-westfälischen Innenministeriums aus Marokko und Algerien. Aus der Union kommen schon länger Forderungen, die beiden Länder zu sicheren Herkunftsstaaten zu erklären, um die Verfahren ähnlich denen aus Balkan-Staaten weiter beschleunigen zu können. SPD-Chef Sigmar Gabriel drohte nun damit, Entwicklungshilfe bei mangelnder Kooperation zu kürzen. Deutschland hat an Algerien und Marokko im vergangenen Jahr rund eine halbe Milliarde Euro Entwicklungshilfe gezahlt. Der Löwenanteil - allein 486 Millionen Euro - ging an Marokko, vor allem in Form von Darlehen für den Ausbau der erneuerbaren Energien.

Unterdessen musste die Polizei in Düsseldorf alle 40 Nordafrikaner, die bei der Razzia am Samstag im Maghreb-Viertel am Bahnhof festgenommen worden waren, wieder laufen lassen. Dazu gehört auch ein Mann, der bereits zur Abschiebung ausgeschrieben war, aber Asyl beantragte. Auch die anderen wegen des Verdachts des illegalen Aufenthalts festgenommenen Männer sind wieder frei. Insgesamt hatte die Polizei bei der Aktion knapp 300 Nordafrikaner überprüft. (dpa, AFP, Reuters)

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