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Übernahmekandidat: Air Berlin löst sich nicht in Luft auf

Es bleiben Arbeitslose und hohe Ticketpreise, auch wenn Niki-Airlines jetzt wohl von der British Airways übernommen wird. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Kevin P. Hoffmann

Nicht ohne Grund wurde Lufthansa-Chef Carsten Spohr dieser Tage zum „Manager des Jahres“ gekürt – und nicht etwa zum „kundenfreundlichsten Airline-Chef“. Wo genau da der Unterschied ist, werden Airline-Mitarbeiter und deren Fluggäste zwischen Berlin, Wien und Rom schon sehr bald feststellen.

Unter Spohrs Führung hat sich der Aktienkurs des Luftfahrtkonzerns in diesem Jahr mehr als verdoppelt. Anleger haben erkannt, wie gut Spohr mit der amtierenden Bundesregierung verdrahtet ist. Diese gewährte ihm und seiner einstigen Staatsfluglinie jede denkbare Unterstützung. So konnte Lufthansa stark von der Pleite der Konkurrentin Air Berlin profitieren. Der Umstand, dass deren Tochtergesellschaft Niki wohl nun doch an den britisch-spanischen IAG-Konzern verkauft wird, ändert daran wenig. Spohr hatte sich offenbar schon den Zugriff auf die meisten Niki-Flieger gesichert. Und es scheint, dass er nun auch noch die italienische Regierung so mürbe verhandelt hat, dass er ihr bald die Anteile an ihrer chronisch defizitären Alitalia abkaufen kann. Das ist gut für Spohr, gut für seine Aktionäre, schlecht für viele Mitarbeiter und noch schlechter für viele Reisende.

Denn Air Berlin und Alitalia, beides Airlines, die künstlich vom Königshaus der Vereinigten Arabischen Emirate am Leben gehalten wurden, waren und sind eben nicht nur zwei beliebige von noch rund 160 Fluggesellschaften in Europa. Diese Airlines hatten treue und kompetente Mitarbeiter, treue Kunden – und unfähige Manager. Ihre Logos verschwinden bald aus dem Flugplänen und von den Flughäfen. Aber diese Gesellschaften lösen sich nicht in Luft auf!

Übrig bleiben Tausende Mitarbeiter, die nicht – wie es sich mancher Lufthansa-Aktionär vielleicht vorstellt – nun einfach mal für ein deutlich reduziertes Gehalt an einen neuen Wohn- und Dienstort wechseln. Übrig bleiben Millionen Kunden, die überwiegend nicht blöde sind und sich nicht mit dem Argument abspeisen lassen, Lufthansa könne nichts für die extrem gestiegenen Ticketpreise. Grund dafür sei eine unbestechliche Buchungsoftware, die abhängig von der Nachfrage automatisch die Preise für bis zu 26 Buchungsklassen ermittelt: Geringeres Angebot bei steigender Nachfrage ergebe eben höhere Preise, heißt es.

„Solche Algorithmen werden ja nicht im Himmel vom lieben Gott geschrieben“, antwortete jetzt Kartellamtschef Andreas Mundt zu Recht. Es ist schon kühn, dass sich Spohr auf vermeintlich marktwirtschaftliche Automatismen eines Computers beruft, um steigende Rendite zu rechtfertigen. Hätte die Regierung ihm nicht geholfen, müssten sein Computer und seine Aktionäre mit ganz anderen Zahlen rechnen.

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