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Politik: Überraschende Wende im Iran

Zum Tode verurteilte Frau kündigt Klage gegen deutsche Journalisten an

Tabris - Die wegen Ehebruchs zum Tod durch Steinigung verurteilte Iranerin Sakine Mohammadi Aschtiani will die beiden im Iran inhaftierten deutschen Reporter verklagen. Sie wolle „diejenigen verklagen, die Schande über mich und das Land gebracht haben“, sagte Aschtiani am Samstag vor ausländischen Journalisten in Tabris. Sie habe ihrem Sohn gesagt, „die beiden Deutschen“, ihren ehemaligen Anwalt Mohammed Mostafaie, sowie die in Deutschland lebende Sprecherin des Komitees gegen die Steinigung, Mina Ahadi, zu verklagen, sagte Aschtiani. Auch gegen ihren ehemaligen Freund Issa Taheri, der ihr laut iranischer Justiz beim Mord an ihrem Ehemann geholfen haben soll, werde sie Klage einreichen.

Aschtianis kurze Pressekonferenz war von Justizvertretern im Gästehaus einer staatlichen Wohlfahrtsorganisation in Tabris angesetzt worden. Sie wolle „aus eigenem Willen“ reden, weil viele Menschen ihren Fall „ausgebeutet“ und behauptet hätten, sie sei gefoltert worden, „was eine Lüge ist“, sagte die 43-Jährige.

Ein hochrangiger Justizvertreter sagte am Sonntag, Aschtianis Verurteilung zur Hinrichtung durch Steinigung könne möglicherweise annulliert werden. Es bestünden weiter „Zweifel“ an den Beweisen, sagte der Chef der Justiz in der Provinz Ost-Aserbaidschan, Malek Adschdar Scharif.

Der stellvertretende Chefredakteur der „Bild am Sonntag“, Michael Backhaus, nannte Aschtianis Auftritt „befremdlich“. Irritiert zeigte sich auch das Auswärtige Amt in Berlin. „Die Art und Weise und der Inhalt der berichteten Äußerungen werfen viele Fragen auf“, sagte eine Ministeriumssprecherin. 100 Prominente aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport appellierten unterdessen an den Iran, die Journalisten freizulassen. AFP/dpa

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