zum Hauptinhalt
Pete Buttigieg (links) schmeißt hin. Der erste offen homosexuelle Kandidat für die Präsidentschaft gibt auf.

© AFP

Überraschung bei US-Demokraten: Buttigieg gibt auf

Pete Buttigieg sorgte bei der ersten Vorwahl für eine Sensation. Jetzt schmeißt der 38-Jährige hin - und einer könnte besonders profitieren.

Kurz vor den Vorwahlen am „Super Tuesday“ hat Pete Buttigieg seine Bewerbung um die Präsidentschaftskandidatur der US-Demokraten zurückgezogen. „Ich strebe nicht mehr an, der demokratische Präsidentschaftskandidat 2020 zu sein“, sagte der 38-Jährige am Sonntagabend (Ortszeit) in South Bend (Indiana), wo er zuletzt Bürgermeister gewesen war. „Aber ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um sicherzustellen, dass wir im Januar einen neuen, demokratischen Präsidenten haben werden.“

Beim „Super Tuesday“ wird am Dienstag in mehr als einem Dutzend der 50 US-Bundesstaaten abgestimmt, welcher Kandidat der Demokraten am 3. November den republikanischen Präsidenten Donald Trump herausfordern soll.

Bei den Demokraten werden dabei mehr als ein Drittel aller Delegierten vergeben, die beim Nominierungsparteitag im Juli den Präsidentschaftskandidaten bestimmen. Im Falle eines demokratischen Wahlsieges würde Trump im Januar 2021 im Weißen Haus abgelöst.

Trump hat keine ernstzunehmende parteiinterne Konkurrenz. Die Republikaner haben ihre Vorwahlen daher in mehreren Bundesstaaten gestrichen. Bei den Demokraten liegt nach bislang vier Vorwahlen der linke Senator Bernie Sanders in Führung. Er ist auch in landesweiten Umfragen Spitzenreiter unter den demokratischen Bewerbern.

Buttigieg zählt zum moderaten Flügel der Demokraten. Sein Rückzug kam überraschend. Bei den Vorwahlen der Demokraten lag er nach Sanders (78) und dem moderaten Ex-Vizepräsidenten Joe Biden (77) auf dem dritten Platz. Bei der ersten Vorwahl im Bundesstaat Iowa hatte Buttigieg überraschend die Mehrheit der Delegierten gewonnen. Am Samstag bekam er bei der bislang letzten Vorwahl der Demokraten im Bundesstaat South Carolina allerdings nur 8,3 Prozent der Stimmen.

Joe Biden, schon fast abgeschrieben, erhält Rückenwind

Profitieren von Buttigiegs Rückzug könnte nun Biden - der vor South Carolina fast schon abgeschrieben war, bei der dortigen Vorwahl dann aber einen fulminanten Sieg einfuhr. Der frühere Bewerber um die Kandidatur der Demokraten, Andrew Yang, sagte dem Sender CNN, er gehe davon aus, dass die meisten Buttigieg-Unterstützer nun ins Biden-Lager wechseln würden.

[Mit dem Newsletter "Twenty/Twenty" begleitet unser US-Quintett Christoph von Marschall, Anna Sauerbrey, Juliane Schäuble, Malte Lehming und Tilman Schröter Sie jeden Donnerstag auf dem Weg zur Präsidentschaftswahl. Hier geht es schon jetzt zur kostenlosen Anmeldung: tagesspiegel.de/twentytwenty]

Buttigieg war am Sonntagabend eigentlich auf dem Weg nach Texas, einem der wichtigsten „Super Tuesday“-Bundestaaten. Auf dem Flug sagte er mitreisenden Journalisten dann aber: „Wir ändern unseren Reiseplan und fliegen nach South Bend statt nach Texas.“

In South Bend trat zunächst Buttigiegs Ehemann Chasten Buttigieg auf die Bühne. „Es ist mir eine Ehre und ein Privileg gewesen, meinen Ehemann mit dem Rest des Landes zu teilen“, sagte er. Pete Buttigieg - der erste offen homosexuelle Kandidat für die Präsidentschaft - wurde umjubelt, als er anschließend auftrat. „Heute ist ein Moment der Wahrheit“ sagte er. Er ziehe seine Kandidatur zurück, weil das dem Ziel diene, die Amerikaner zu einen und Trump zu besiegen.

Die Demokraten drohen sich in Lagerkämpfen aufzureiben. Dem linken Flügel, den vor allem der selbst ernannte demokratische Sozialist Sandes vertritt, stehen mehrere moderate Kandidaten gegenüber, die sich bei den Vorwahlen gegenseitig Konkurrenz machen.

Noch sind sechs Bewerber im Rennen

Nach dem Rückzug Buttigiegs sind noch sechs Bewerber im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten. Neben Sanders und Biden sind das der frühere Bürgermeister von New York, der Milliardär Mike Bloomberg (78), die Senatorin Amy Klobuchar (59), die Senatorin Elizabeth Warren (70) und die Kongressabgeordnete Tulsi Gabbard (38). Neben Sanders gehört nur Warren zum linken Flügen der Partei.

Buttigiegs Mitbewerber zollten ihm nach seinem Rückzug Respekt. Biden - der mehr als doppelt so alt wie Buttigieg ist - schrieb auf Twitter: „Das ist erst der Anfang seiner Zeit auf der nationalen Bühne.“ Buttigiegs Anhänger skandierten bei dessen Auftritt in South Bend: „2024, 2024, 2024“. Das ist das Jahr, in dem die übernächste Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten ansteht.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Am „Super Tuesday“ werden bei den Demokraten 1344 Delegierte vergeben. Bei den ersten vier Vorwahlen in Iowa, New Hampshire, Nevada und South Carolina gab es verglichen dazu nur wenige Delegierte zu gewinnen - insgesamt waren es 149. Davon konnte Sanders 58, Biden 50 und Buttigieg 26 holen. Für die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten beim Parteitag im Juli in Milwaukee (Wisconsin) werden 1991 von 3979 Delegierten benötigt.

Mit Spannung wird nun das Abschneiden des Multimilliardärs und früheren New Yorker Bürgermeisters Michael Bloomberg am „Super Tuesday“ erwartet - der moderate Kandidat wird dann erstmals auf den Wahlzetteln stehen. Bloomberg war erst spät ins Rennen eingestiegen und war bei den bisherigen Vorwahlen nicht angetreten. Nach US-Medienberichten hat er mehr als 400 Millionen Dollar alleine für TV-Wahlwerbespots ausgegeben, um am Dienstag punkten zu können.

Am „Super Tuesday“ wird in 14 Bundesstaaten gewählt

Nach einem erneuten enttäuschenden Ergebnis bei der Vorwahl in South Carolina hatte am Samstagabend bereits der Milliardär und frühere Hedgefonds-Manager Tom Steyer (62) seine Bewerbung um die Kandidatur zurückgezogen. „Ich sehe keinen Weg, wie ich die Präsidentschaft gewinnen kann“, sagte er. Steyer hatte in den bisher vier Vorwahlen keinen einzigen Delegierten gewonnen.

Am „Super Tuesday“ wird in 14 Bundesstaaten gewählt: In Alabama, Arkansas, Kalifornien, Colorado, Maine, Massachusetts, Minnesota, North Carolina, Oklahoma, Tennessee, Texas, Utah, Vermont und Virginia. Außerdem steht im Außengebiet Samoa eine Vorwahl an. (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false