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Begeisterung hat der neue Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, mit seinem Appell, den Maidan aufzuräumen nicht gerade ausgelöst. Manche wollen einen Teil des Unabhängigkeitsplatzes für den Verkehr sperren, andere wollen ihn zu einem Gedenkort machen. Klitschko will ihn wieder zum "Funktionieren" bringen.

© Reuters

Ukraine: Klitschko auf dem Maidan ausgepfiffen

Der neue Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt, Vitali Klitschko, will zurück zur Normalität. In Donezk demonstrieren derweil Frauen und Kinder gegen den ukrainischen Militäreinsatz. Und die OSZE ist optimistisch, ihre entführten Beobachter frei zu bekommen.

Obwohl Vitali Klitschko mit einem Rekordergebnis von fast 57 Prozent zum neuen Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt Stadt Kiew gewählt worden ist, musste er sich am Sonntag auspfeifen lassen. Ausgerechnet auf dem Maidan, dort, wo im Winter die Proteste für einen politischen Neuanfang in der Ukraine begonnen hatten.

Am Sonntag beschwichtigte der neue Bürgermeister seine Kritiker, er habe keinen Auftrag erteilt, dass die Protestgruppen den Platz räumen. „Wir haben den Diktator vertrieben und in freien und fairen Wahlen einen neuen Präsidenten und eine neue Stadtführung in Kiew gewählt“, rief Klitschko etwa 2500 Menschen zu, die sich am Sonntag auf dem Kiewer Unabhängigkeitsplatz versammelt hatten. Spätestens in der kommenden Woche, wenn das offizielle Endergebnis der Wahlen bekannt gegeben wird, solle ein Neuanfang gemacht werden. „Es ist wichtig, dass Bürogebäude und die Fahrbahn in der Innenstadt wieder voll arbeitsfähig sind“, sagt er. Seinen Amtseid wolle Klitschko auf dem Unabhängigkeitsplatz leisten.

Die aus rund 50 verschiedenen Gruppen bestehende Protestbewegung hat weitgehende Forderungen. Ein Teil will den Platz zum Gedenkort machen, andere wollen einzelne Straßen dauerhaft für den Autoverkehr sperren. Auf diese Forderungen ging der neue Bürgermeister nicht ein, einzig die Umbenennung der Institutska-Straße bot er an. Dort waren am 20. Februar fast 70 Menschen von Scharfschützen getötet worden.

In der Ostukraine haben die Anführer der selbst ernannten „Volksrepublik Donezk“ am Sonntag eine Kundgebung organisiert. „Stoppt die Mörder aus Kiew“ stand auf den Plakaten der Demonstranten, vorwiegend Frauen und Kinder, die gegen die Militäraktion der ukrainischen Armee in der Ostukraine protestierten. In der Bergarbeiterstadt Tores der Region Donezk ist ebenfalls am Sonntag auf das Gebäude des Geheimdienstes ein Bombenanschlag verübt worden, verletzt wurde niemand, es entstand aber erheblicher Sachschaden.

Im Fall der von Separatisten entführten OSZE-Beobachtern gibt es weiterhin keine Klarheit darüber, wo sie festgehalten werden, und wann und unter welchen Bedingungen sie freigelassen werden könnten. Die OSZE zeigte sich am Sonntag allerdings zuversichtlich. Ein OSZE-Sprecher deutete am Sonntag vor Journalisten in Kiew an, dass es Verhandlungen über die Freilassung der beiden Gruppen mit insgesamt acht Beobachtern und einem ukrainischen Dolmetscher gibt, die vor einigen Tagen festgesetzt wurden. "Wir sind auf vielen Ebenen in Gesprächen“, sagte Michael Bociurkiw. "Und wir sind seit zwei Monaten in der Region, sodass wir bekannt sind bei den Leuten, die dort Einfluss haben. Damit sind wir nach unserer Einschätzung in einer guten Position, unsere Kollegen bald wieder hier bei uns zu haben." Konkreter wollte er sich nicht äußern. mit rtr

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