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Der Sicherheitsberater des Weißen Haus’ Jake Sullivan.

© REUTERS / Foto: REUTERS/Gleb Garanich/File Photo

Bemühungen um nukleare Deeskalation: US-Sicherheitsberater verhandelte offenbar mit Putin-Vertrauten

Die Ukraine versucht, den internationalen Druck auf Teheran wegen seiner Waffenlieferungen an Moskau zu erhöhen. Ein US-Beamter verhandelte offenbar direkt mit dem Kreml.

Der US-Sicherheitsberater Jake Sullivan bemüht sich einem Zeitungsbericht zufolge um eine Deeskalation der nuklearen Spannungen im Ukraine-Krieg. Sullivan habe in den vergangenen Monaten mit dem Kremlberater Juri Uschakow und dem Sekretär des russischen Sicherheitsrates, Nikolai Patruschew, vertrauliche Gespräche geführt, die nicht öffentlich bekannt gegeben wurden, schreibt das „Wall Street Journal“.

Die Gespräche hätten stattgefunden, als die Regierung in Moskau ihre Nuklearrhetorik verschärft hatte, indem sie wiederholt die Ukraine ohne belastbare Beweise beschuldigte, den Einsatz einer radioaktiven „schmutzigen Bombe“ zu planen. Die Ukraine hat mehrfach erklärt, keinen Einsatz einer derartigen Bombe zu planen.

Im Gegenzug warf die Regierung in Kiew Russland vor, selbst derartige Pläne zu haben, um den Einsatz dieser weltweit geächteten Waffen dann der Ukraine in die Schuhe zu schieben.

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Der Kreml lehnt eine Stellungnahme zu dem Bericht des „Wall Street Journal“ ab. Sprecher Dmitri Peskow erläuterte lediglich, dass Russland zwar offen für Gespräche bleibe. Mit der ukrainischen Regierung könne aber nicht verhandelt werden, weil Kiew Gespräche mit Moskau ablehne.

Selenskyj kritisiert iranische Waffenlieferungen an Russland

Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj hat Teherans Waffenlieferungen an Russland als Beitrag zur Verlängerung des Kriegsgeschehens kritisiert.

„Der Iran unterstützt das terroristische Regime Russlands und hilft, den Krieg zu verlängern und daher auch die Bedrohungen für die Welt zu verlängern, die durch den russischen Angriffskrieg entstanden sind“, sagte Selenskyj am Sonntagabend in seiner täglichen Videoansprache. Ohne die Unterstützung Teherans für Moskau „wären wir schon näher an einem Frieden“, sagte der ukrainische Staatschef.

Ohne die Einmischung Teherans wäre auch eine Lösung für die weltweite Nahrungsmittelkrise oder die Energiekrise greifbarer, argumentierte er weiter. „Wer auch immer Russland hilft, diesen Krieg zu verlängern, muss auch die Verantwortung für die Konsequenzen dieses Kriegs übernehmen.“ Teheran hat erst am Samstag eingestanden, Drohnen an Russland geliefert zu haben - sprach aber nur von einigen wenigen Exemplaren. Selenskyj bezichtigte Teheran daraufhin der Lüge.

Im Laufe des Tags seien von russischer Seite erneut iranische Angriffsdrohnen eingesetzt worden. „Es gab Abschüsse, aber leider auch Treffer“, sagte Selenskyj. Es sei erkennbar, dass der „terroristische Staat“, wie er Russland nannte, Kräfte und Mittel für neue Massenangriffe auf die Infrastruktur der Ukraine bündele. Knapp 4,5 Millionen Ukrainer litten bereits unter Stromausfällen. „Wir bereiten uns darauf vor, zu antworten“, sagte Selenskyj.

Erneut massive Stromabschaltungen angekündigt

Der russische Präsident Wladimir Putin lässt immer wieder gezielt Infrastruktur in der Ukraine bombardieren, auch in der Hauptstadt Kiew. Ganze Stadtteile haben stundenweise kein Licht. Für den Montag wurden erneut massive Stromabschaltungen in Kiew abgekündigt. Es werde schlimmer als ursprünglich befürchtet, schrieb der Generaldirektor des staatlichen Versorgers Ukrenergo, Sergy Kowalenko, auf Facebook. Dies sei auf „höhere Gewalt“ zurückzuführen.

Laut humanitärem Völkerrecht müssen eigentlich „alle möglichen Maßnahmen“ unternommen werden, um das Leben von Zivilisten sowie grundlegende Infrastruktur wie Kraftwerke oder Wasserversorgung zu schützen.

Kämpfe bei südukrainischer Stadt Cherson dauern an

Schwere Kämpfe haben auch am Sonntag die Region um die südukrainische Stadt Cherson erschüttert. Nach Darstellung des Generalstabs der ukrainischen Streitkräfte wurde in der Ortschaft Kachowka ein Gebäude zerstört, in dem sich rund 200 russische Soldaten aufhielten.

Russische Soldaten nahe der Stadt Cherson.
Russische Soldaten nahe der Stadt Cherson.

© / Foto: IMAGO/Konstantin Mihalchevskiy

Die Folgen dieses Angriffs würden von russischer Seite „sorgfältig verschleiert“, hieß es. Bei Radensk sei eine Kolonne gepanzerter russischer Fahrzeuge zerstört worden. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen.

Entlang des Flusses Dnipro begannen die russischen Besatzer nach Darstellung des ukrainischen Militärs, die Boote der dortigen Zivilbevölkerung zu zerstören. Zudem beschlagnahme das russische Militär Motoren und Geräte aus den Booten. Damit verstoße das russische Militär eklatant gegen Gesetze und die Regeln der Kriegsführung mit Blick auf die Zivilbevölkerung, hieß es.

Die russischen Besatzungstruppen versuchen schon seit Tagen, die Zivilbevölkerung von Cherson zum Verlassen der Region zu bewegen. Die ukrainischen Streitkräfte wollen das Gebiet, das seit März unter russischer Kontrolle steht, möglichst bald zurückerobern.

Selenskyj und von der Leyen erörtern neue Milliarden-Hilfen für Kiew

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat Selenskyj über Pläne für ein neues Hilfspaket für die Ukraine in Höhe von bis zu 18 Milliarden Euro informiert. Sie wolle das Paket, das in monatliche Tranchen von jeweils 1,5 Milliarden Euro gegliedert sein soll, noch in der kommenden Woche in Brüssel vorlegen, erklärte die EU-Kommission zu dem Telefonat. Mit den vorteilhaften Krediten solle ein „erheblicher Beitrag“ zum Finanzbedarf Kiews für 2023 geleistet werden.

Selenskyj erklärte über Twitter lediglich, er habe mit von der Leyen über finanzielle Unterstützung für das laufende und das kommende Jahr gesprochen. Weiteres Thema sei die Bedeutung der Getreidelieferungen aus der Ukraine über das Schwarze Meer zur Unterstützung der weltweiten Nahrungssicherheit gewesen.

Das von den Vereinten Nationen und der Türkei vermittelte Getreideabkommen wurde im Juli abgeschlossen. Darin erklärte sich Russland bereit, die Blockade ukrainischer Seehäfen für den Getreideexport zu beenden.

Im Gegenzug forderte es Erleichterungen für die eigene Ausfuhr von Dünge- und Lebensmitteln. Das Abkommen gilt vorerst bis zum 19. November. Russland und die Ukraine sind beide große Getreideexporteure. (dpa/Reuters)

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