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Das Krisengebiet Donezk.

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Update

Ukraine-Krise spitzt sich zu: Menschen ohne Wasser, Grenzen geschlossen

In der von Regierungstruppen und Separatisten umkämpften Ostukraine sind Hunderttausende Menschen ohne Wasser. Die Region entwickelt sich zum humanitären Krisengebiet. Einige Grenzübergänge wurden geschlossen.

In der von Regierungstruppen und Separatisten umkämpften Ostukraine sind Hunderttausende Menschen ohne Wasser. Fünf Städte seien in dem von militanten prorussischen Kräften beherrschten Gebiet Donezk wegen der Beschädigung einer Leitung von der Versorgung abgeschnitten, teilte der ukrainische Zivilschutz am Donnerstag in Kiew mit. Auch in dem benachbarten Krisengebiet Lugansk verschärfte sich die Lage. Der Grenzschutz schloss nach dem teilweisen Verlust der Kontrolle mehrere Übergänge zu Russland.

Das Außenministerium in Moskau beklagte eine Zunahme der „humanitären Probleme“. Die ukrainische Führung diskutiert inzwischen immer intensiver die offizielle Verhängung des Kriegsrechts in der Ostukraine. Darüber solle der neu gewählte Präsident Petro Poroschenko nach seiner für Samstag geplanten Amtseinführung entscheiden, hieß es in Kiew.

Betroffen von Wassermangel seien unter anderem die Großstädte Slawjansk und Kramatorsk mit jeweils mehr als 100 000 Einwohnern, hieß es. Die Leitung mit einem Durchmesser von 1,40 Meter versorgt in der Region Slawjansk rund eine halbe Million Menschen. Der Zivilschutz schickte Tanklastwagen mit Wasser in die betroffenen Gebiete - mit Ausnahme der besonders umkämpften Stadt Slawjansk.

Ukrainische Behörden schließen einige Grenzübergänge

Tausende Menschen versuchten, die Städte zu verlassen. Im ukrainischen Fernsehen waren lange Warteschlangen auf Bahnhöfen vor Fahrkartenschaltern zu sehen. Russland beklagt seit Tagen, dass die Region sich zu einem humanitären Krisengebiet entwickele, und fordert die Schaffung eines Hilfskorridors, um Einwohnern in Not zu helfen.

Rund 4000 Menschen hätten inzwischen in Russland einen Flüchtlingsstatus beantragt, sagte Regierungschef Dmitri Medwedew. „Das ist eine nie dagewesene Situation“, sagte er der Agentur Interfax zufolge. Auch die Lage in der russischen Region Rostow an der Grenze zur Ukraine verschlechtere sich. Täglich suchten demnach 3000 Ukrainer Zuflucht. Nicht alle von ihnen würden aber einen Flüchtlingsstatus beantragen, sagte Medwedew weiter.

„Die ukrainischen Machthaber sehen keine humanitären Probleme, sagen, dass es keine Flüchtlinge gebe. Das ist eine Lüge“, betonte Medwedew bei einer Regierungssitzung. Er kritisierte zudem die Ukraine-Erklärung der sieben bedeutenden Industrienationen bei ihrem G7-Gipfel in Brüssel als „zynisch“, weil die Staatenlenker die „Anti-Terror-Operation“ in der Ostukraine unterstützten. Russland hatte immer wieder den Einsatz von Panzern und Kampfflugzeugen in der Ostukraine als völlig überzogen kritisiert.

Der ukrainische Grenzschutz konnte eine Flüchtlingswelle zunächst nicht bestätigen. Aus Sicherheitsgründen machte die Behörde aber mehrere Übergänge an der Grenze zu Russland dicht. Die Grenzschützer und ihre Familien seien ständigen Übergriffen militanter Kräfte aus Russland ausgesetzt, teilten die Behörden in Kiew mit. Geschlossen wurden zunächst zwei von neun Auto- und einer von drei Eisenbahnübergängen im Gebiet Lugansk.

Kritik aus Russland

Das russische Außenministerium kritisierte die Schließung. Es sei „verstörend und unzulässig“, dass auf diese Weise Menschen am Verlassen des Krisengebiets gehindert würden, sagte Außenamtssprecher Alexander Lukaschewitsch. Russische Medien berichteten auch von Überläufern unter den ukrainischen Grenzsoldaten.

Der ukrainische Grenzschutz teilte mit, dass es wegen der „Konzentration einer großen Zahl von Terroristen in den grenznahen Gebieten und Ortschaften Krasnodon und Swerdlowsk“ schwierig sei, „die Kontrolle über die Linie der Staatsgrenze an einzelnen Abschnitten aufrechtzuerhalten“. Zudem seien fünf Kasernen aus Sicherheitsgründen im Gebiet Lugansk geräumt worden.

Die Industrie- und Handelskammer von Lugansk teilte mit, dass die Grenzübergänge Dolschanski und Tscherwonopartisansk aufgrund fehlender Grenzsoldaten geschlossen seien. Ex-Innenminister Juri Luzenko sprach in einem Eintrag bei Facebook von 130 Kilometern unbewachter Grenze und einem angeblich erneuten Durchbruch von 15 Lastwagen mit Bewaffneten aus Russland. Der russische Grenzschutz hatte immer wieder zurückgewiesen, dass es solche Transporte gebe. (dpa)

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