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Wladimir Putin, Präsident Russlands.

© dpa

Ukraine-Krise: Wladimir Putin verliert Ansehen

Immer weniger Ukrainer wünschen sich eine Annäherung an Russland, immer mehr eine an den Westen. Das ergab eine Umfrage der Bertelsmann-Stiftung.

Der Konflikt um die Orientierung der Ukraine kennt keine Gewinner, aber einen klaren Verlierer: Wladimir Putin und sein Ziel, das Land auf vertiefte Integration mit Russland festzulegen. Das ist der Kern einer repräsentativer Meinungsumfrage der Bertelsmann-Stiftung und des polnischen Instytut Spraw Publicznych in der Ukraine 2015. 17 Prozent befürworten die von Moskau vorgeschlagene Eurasische Union, eine Halbierung gegenüber der Zeit vor der Annexion der Krim und dem Krieg in der Ostukraine. Eine absolute Mehrheit (51 Prozent) setzt auf eine Annäherung an die EU. Zwei Drittel würden bei einem Referendum für einen Nato-Beitritt stimmen.

Die Reaktionen des Westens haben das Vertrauen in die EU aber erschüttert. 40 Prozent sagen jetzt, dass die EU die Bedürfnisse der Ukraine verstehe, 2013 waren es 53 Prozent. Generell ist die Haltung zur EU nüchterner geworden. Die klare Mehrheit meint, dass die Vertiefung der Beziehungen zur EU im nationalen Interesse liege (57 Prozent), positive Folgen für die Wirtschaft (56 Prozent) und das internationale Gewicht der Ukraine (59 Prozent) habe. Diese Werte sind jedoch um zehn bis 20 Prozentpunkte gesunken. Stärker wird das Lager der Verunsicherten, die mit „Schwer zu sagen“ antworten.

Auch im Osten der Ukraine gibt es keine Mehrheit für Russland

Russland kann von den Verschiebungen nicht profitieren. Deutlicher als früher definieren Ukrainer ihre Interessen im Gegensatz zu russischen Interessen. 2013 erwarteten 72 Prozent positive ökonomische Folgen von verstärkter Kooperation mit Russland, 2015 sind es 36 Prozent. 46 Prozent sehen darin sogar eine Gefahr für die Unabhängigkeit. 50 Prozent wünschen eine Verschärfung der westlichen Sanktionen gegen Russland, 14 Prozent ihre Lockerung (6 Prozent) oder Aufhebung (8 Prozent).

Die Einstellungen in einzelnen Regionen sind nach wie vor unterschiedlich. In der Westukraine sind sie proeuropäischer, im Osten sind die Vorbehalte gegen Russland weniger ausgeprägt. Aber auch im Osten gibt es keine Mehrheit für eine Orientierung nach Russland. Alter und Bildung haben Einfluss auf die Meinungsbildung. Je jünger und je gebildeter die Befragten, desto eher befürworten sie die Annäherung an die EU.

Im Einklang mit der generellen Verunsicherung sind die Erwartungen an den Westen nüchterner geworden: Drei Viertel hoffen auf humanitäre und Wirtschaftshilfe, 55 Prozent auf Waffenlieferungen, nur 35 Prozent auf die Entsendung von Soldaten. Am positivsten bewerten Ukrainer Polens Ukraine-Politik (57 Prozent Zustimmung), gefolgt von Deutschland (52), der EU (51) und den USA (46).

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