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Politik: Ukraine: Metropolit der Orthodoxen sagt Treffen mit dem Papst ab

Papst Johannes Paul II. hat bei einer Messe in der ukrainischen Hauptstadt Kiew erneut zur Annäherung mit den orthodoxen Kirchen aufgerufen.

Papst Johannes Paul II. hat bei einer Messe in der ukrainischen Hauptstadt Kiew erneut zur Annäherung mit den orthodoxen Kirchen aufgerufen. Allerdings erhielten seine jahrelangen Bemühungen um Ökumene am Sonntag einen schweren Dämpfer: Der Metropolit (Erzbischof) der Moskau-orientierten Orthodoxen in der Ukraine, Wolodymir, sagte ein für den Abend geplantes Treffen mit dem römischen Kirchenführer ab. Der 81 Jahre alte Papst, der einen gesundheitlich stabilen Eindruck machte, gedachte auch der Hunderttausenden von Opfern der Naziherrschaft und des Stalinismus.

Mitreisende italienische Vatikanjournalisten sprachen von einer "Eiszeit mit den Orthodoxen". Der fünftägige Besuch in Kiew und Lwow (Lemberg) ist einer der schwierigsten Missionen in der 22-jährigen Amtszeit des Papstes. Die ehemalige Sowjetrepublik gilt zwar als "Wiege des Christentums" in Osteuropa, ist kirchlich aber tief gepalten in mehrere orthodoxe Kirchen sowie griechisch-katholische und römische Minderheiten. Zu der Messe erschienen lediglich laut Vatikanquellen bis zu 30 000 Gläubige auf einem Flugplatz außerhalb der Stadt; erwartet waren zehn Mal mehr.

In ukrainischer Sprache sagte der Papst, nach 1000 Jahren der Kirchenspaltung müsse es wieder Hoffnung auf Annäherung geben. "Unterschiedliche Traditionen sind kein Hindernis zur Einheit des Glaubens". Zum Gottesdienst kam auch der ukrainische Staatspräsident Leonid Kutschma. Ursache für den geringen Zulauf waren vermutlich die strikten Sicherheitsmaßnahmen der Behörden.

"Die Teilung der Christen in verschiedene Konfessionen ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit", sagte der Papst bei einem Mittagessen mit Bischöfen. "Wir haben noch einen langen Weg bis zur vollständigen Versöhnung vor uns." Bereits bei seiner Ankunft am Samstag hatte er erklärt, die Christen der Ost- und Westkirche sollten sich die gegenseitig zugefügten Leiden der Vergangenheit vergeben. Johannes Paul II. sprach auch die schwierige wirtschaftliche Lage und die Probleme beim Übergang zur Marktwirtschaft an und betonte die Zugehörigkeit des Landes zu Europa. "Arbeitslosigkeit und unsichere Zukunftsaussichten schaffen oftmals ernsthafte Orientierungsprobleme vor allem für die Jugend."

Präsident Kutschma sagte, der Besuch unterstütze seine Politik der engen Bindung an Europa. Mehrmals erinnerte der Papst an Katastrophen, die die Ukraine im 20. Jahrhundert erlitten hatte: von der Hungersnot der 30er Jahre über Stalin-Terror und Zweiten Weltkrieg bis zur Reaktorexplosion von Tschernobyl. "Das Volk war in Gefahr, seine nationale, kulturelle und religiöse Identität zu verlieren", sagte er. Am Nachmittag stand ein Besuch am Mahnmal im Wald von Bykownia vor den Toren Kiews auf dem Programm, in dem Stalin-Schergen Tausende von Leichen verscharrt hatten.

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