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Bei einem Angriff prorussischer Separatisten verloren mehrere Soldaten ihr Leben.

© Reuters

Update

Ukraine: Zahl der Opfer nach Separatisten-Angriff steigt auf 17

Die Zahl der Opfer nach einem Angriff von prorussischen Separatisten im Osten der Ukraine ist höher als bisher angenommen. Insgesamt wurden 17 ukrainische Soldaten getötet. In Hinblick auf die Wahl am Sonntag fordert die Ukraine eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats.

Bei dem nächtlichen Gefecht zwischen Separatisten und der Armee in der Ostukraine sind am Donnerstag mehr Soldaten ums Leben gekommen als zunächst angenommen. Bei einem Granaten- und Mörserangriff nahe der Donbass-Stadt Wolnowacha wurden 16 Menschen getötet, wie Übergangspräsident Alexander Turtschinow am Donnerstag der Nachrichtenagentur Interfax sagte. Bei einer Attacke auf einen Militärkonvoi in der Region Lugansk wurde nach Angaben des Verteidigungsministeriums ein weiterer Soldat getötet. Zuvor hatten die ukrainischen Behörden von insgesamt neun Toten gesprochen. Zudem wurden bei den Angriffen demnach fast 20 Regierungssoldaten verletzt.

In der Region Lugansk besetzten bewaffnete Milizen derweil vier Kohle-Bergwerke, wie das Energieministerium mitteilte. Die prorussischen Angreifer verlangten den Angaben zufolge die Herausgabe von Sprengstoff. Das Ministerium alarmierte die Sicherheitskräfte, um die Lage wieder unter Kontrolle zu bringen.

Kiew bittet UN um Dringlichkeitssitzung

Am Sonntag wird in der Ukraine ein neuer Präsident gewählt. Die prorussischen Gruppen in Lugansk und Donezk wollen die Abstimmung in den von ihnen kontrollierten Gebieten verhindern. Die Führung in Kiew hat derweil den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen um eine Dringlichkeitssitzung gebeten. Vor der Präsidentenwahl an diesem Sonntag würden sich die Hinweise auf „russische Sabotageakte“ häufen, sagte Regierungschef Arseni Jazenjuk am Donnerstag in Kiew. „Wir werden bei der Sitzung Beweise vorlegen, dass Russland mit einer Eskalation des Konflikts die Präsidentenwahl vereiteln will“, betonte der Politiker. Russland hat wiederholt Vorwürfe zurückgewiesen, die Abstimmung zu behindern.

Zuletzt hatte Kremlchef Wladimir Putin gesagt, er habe Einheiten von der ukrainischen Grenze zurückbefohlen, „um die Lage zu beruhigen“. Die prowestliche Regierung geht im Osten der Ukraine mit einem „Anti-Terror-Einsatz“ gegen Separatisten vor. Die Führung hat die Kontrolle über weite Teile der Gebiete Donezk und Luhansk verloren und bereits eingeräumt, dass die Präsidentenwahl an diesem Sonntag dort nicht stattfinden kann.

In der selbst ernannten „Volksrepublik Luhansk“ riefen die Machthaber das Kriegsrecht aus. Dies gelte, bis die prowestliche Führung ihre Truppen aus der Region an der russischen Grenze abziehe, kündigte ein Sprecher an. Rund 90 Kilometer nordwestlich der Gebietshauptstadt Luhansk kam es nach Angaben der prorussischen Separatisten bei der Stadt Lissitschansk zu schweren Gefechten mit der Nationalgarde. Die fiktiven „Volksrepubliken“ Donezk und Luhansk hatten sich am 11. Mai in nicht anerkannten Referenden vom Rest des Landes losgesagt.

Unterdessen appellierte der deutsche Top-Diplomat Wolfgang Ischinger an die russische und die ukrainische Seite, die Waffen niederzulegen, damit das Wahlwochenende in der Ukraine friedlich verlaufen kann. Der 68-Jährige ist seit Tagen in der Ukraine unterwegs, um mit den Konfliktparteien einen Dialog aufzubauen.

Seine Arbeit komme voran, sagte Ischinger vor Medienvertretern in Kiew. Auch nach der Präsidentschaftswahl soll der Runde Tisch weitermachen. Die Ukrainer rief er dazu auf, am Sonntag ausgiebig von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. „Jede Stimme zählt“, sagte der Leiter der Münchener Sicherheitskonferenz. Die Menschen sollten sich am Sonntag auch gegenseitig unterstützen, verlangte er. Auch andere Oligarchen sollten dem Beispiel von Rinat Achmetow, dem reichsten Mann des Landes, folgen und sich gegen die Separatisten stellen, forderte der Diplomat.

Der schlimmste Fall, der nach den Worten Ischingers eintreten könnte, sind gewaltsame Auseinandersetzungen. Bei seinen Gesprächen in Charkiw und Donezk habe er den Eindruck bekommen, dass ein Großteil der Menschen nicht mit den Ideen der Separatisten übereinstimmt. „Die meisten Ukrainer möchten, dass der Donbass Teil der Ukraine bleibt“, sagte Ischinger. (mit dpa/AFP/trt)

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