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Soldaten im mobilen Gefechtsstand des Multinationalen Kommandos Operative Führung aus Ulm.

© Thomas Warnack/dpa

Ulm: Deutschland soll Standort für neues Nato-Kommando werden

Als Reaktion auf die Politik von Russlands Präsidenten Wladimir Putin baut die Bundeswehr in Ulm ein neues Kommandozentrum für Logistik der Nato auf. Der Zeitplan ist eng.

Deutschland wird Standort eines neuen Nato-Kommandos. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur haben sich die Bündnisstaaten abschließend darauf verständigt, das im Zuge der Aufrüstung gegen Russland geplante Hauptquartier für schnelle Truppen- und Materialtransporte in der baden-württembergischen Stadt Ulm anzusiedeln. Die dortige Wilhelmsburg-Kaserne ist bereits heute Standort eines multinationalen Kommandos zur Führung von weltweiten Kriseneinsätzen. "Das deutsche Angebot, das Kommando in Ulm aufzubauen, wird angenommen", berichtete auch die Agentur AFP aus Nato-Kreisen.

Offiziell soll die Entscheidung für Ulm Ende kommender Woche bei einem Nato-Verteidigungsministertreffen in Brüssel bekannt gegeben werden. Zu dem Treffen wird auch Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) erwartet. Sie hatte den Nato-Partnern bereits vor einigen Monaten Deutschland als Standort für das geplante Logistik- und Nachschubkommando angeboten. Für die Bundesrepublik würden die Lage „im Herzen Europas“ und die „Erfahrung bei dem Thema Logistik und Unterstützung“ sprechen, sagte sie im Februar.

Mit der Stärkung ihrer Kommando- und Streitkräftestruktur reagiert die Nato auf die als aggressiv wahrgenommene Politik Russlands. Vor allem östliche Bündnispartner fühlen sich bedroht, seit der große Nachbar 2014 mit der Unterstützung pro-russischer Separatisten in der Ukraine begann und sich die Schwarzmeerhalbinsel Krim einverleibte.

Zweifel an Allianz

Im Zuge der Entspannungspolitik war die Kommando- und Streitkräftestruktur der Nato in den Jahren davor enorm reduziert worden. Von den zeitweise mehreren Dutzend Hauptquartieren sind nach Nato-Angaben heute nur noch sieben übrig. Die Personalstärke sank von deutlich mehr als 20 000 Soldaten auf rund 6800.

In einem als geheim eingestuften Nato-Bericht äußerten Militärs zuletzt allerdings Zweifel daran, ob die Allianz noch angemessen und schnell genug auf einen russischen Überraschungsangriff reagieren könnte. Sorgen bereiten neben dem Zustand von militärisch nutzbaren Straßen- und Schienenverbindungen in Richtung Osten vor allem bürokratische Hürden beim Transport von Truppen und Ausrüstung. Das neue Kommando in Ulm soll künftig helfen, Hürden zu beseitigen. Es wird für die Verlegung, die Unterstützung und den Schutz Alliierter Streitkräfte in Europa zuständig sein.

Auch USA planen neues Kommando

Aus wie vielen Soldaten das Logistik- und Nachschubkommando insgesamt bestehen wird, ist nach dpa-Informationen noch nicht abschließend entschieden. Den aktuellen Plänen zufolge soll aber bereits im Juli mit dem Aufbau begonnen werden. Bereits im Oktober 2019 könnte es dann seine Arbeit aufnehmen. Die volle Einsatzbereitschaft ist für 2021 vorgesehen.

Neben Deutschland werden die USA in Norfolk (Virginia) ein weiteres neues Kommando aufbauen, das unter anderem einen besseren Schutz der Transportwege zwischen Nordamerika und Europa über den Atlantik sicherstellen soll. Dabei geht es auch um die Absicherung sensibler Infrastruktur. Im Atlantik liegen zum Beispiel Datenkabel, über die Internet- und Kommunikationsverbindungen laufen. (dpa, AFP)

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