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Umfrage: Viele Gewerkschaftsmitglieder sind unzufrieden

Schlechtes Zeugnis für den Deutschen Gewerkschaftsbund: Einem Zeitungsbericht zufolge bescheinigt eine Studie die massive Unzufriedenheit vieler Mitglieder - jeder Vierte gilt als "gefährdet", aus seiner Gewerkschaft auszutreten. Der DGB hält die Studie demnach bislang unter Verschluss.

Mehr als eine Million Mitglieder sind einer repräsentativen Umfrage zufolge mit ihrer Gewerkschaft unzufrieden. Die Umfrage hat das Meinungsforschungsinstitut Infratest im Auftrag des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) unter Arbeitnehmern erstellt, wie die in Essen erscheinende "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" berichtet. Der DGB, so die Zeitung, hält die Studie bislang unter Verschluss.

"Jedes 4. Mitglied (24 Prozent) ist als gefährdet einzustufen", knapp die Häfte davon als "stark gefährdet", heißt es in der Auswertung der Umfrage. Darunter befinden sich "überdurchschnittlich viele, die beruflich erfolgreich sind", wie Facharbeiter und Gesellen.

Die unzufriedenen Mitglieder werfen den Gewerkschaften vor, ihre Schutzfunktion zu vernachlässigen und sich zu wenig um die Beschäftigten in den Betrieben und den Erhalt ihrer Arbeitsplätze zu kümmern. Ein weiterer Kritikpunkt sind die geringen Erfolge bei Tarifverhandlungen. Die Interessen der Arbeitnehmer würden gegenüber den Arbeitgebern nur unzureichend vertreten.

Auch Potenzial für neue Mitglieder

Dass die "gefährdeten" Mitglieder noch nicht ausgetreten sind, sei vor allem auf die Rechtsberatung der Gewerkschaften und auf persönliche Kontakte zu Betriebsräten zurückzuführen, heißt es in der Analyse. Allerdings zeigt die Umfrage auch, dass die Gewerkschaften unter Nicht-Mitgliedern beträchtliches Potenzial haben, um neue Mitglieder zu werben.

Allerdings zeigt die Umfrage dem Bericht der Zeitung zufolge auch, dass die Gewerkschaften unter Nicht-Mitgliedern beträchtliches Potenzial für neue Mitglieder haben: 19 Prozent sehen sich nahe bei den Gewerkschaften. Besonders unter Frauen, Auszubildenden, Arbeitnehmern in Teilzeit und unsicherer Beschäftigung sowie bei den unter 40-Jährigen findet sich demnach eine positive Haltung zu den Gewerkschaften und ihrer Arbeit. In den DGB-Gewerkschaften sind noch rund 4,3 Millionen Menschen organisiert - 1,7 Millionen weniger als 1994. (jam/ddp/dpa)

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