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Tarek Al-Wazir ist der Spitzenkandidat der Grünen bei der hessischen Landtagswahl.

© Bernd von Jutrczenka/dpa

Umfragen vor Landtagswahl: Die Grünen sind auch in Hessen im Hoch

Das Politbarometer weist für die Grünen in Hessen 22 Prozent aus. CDU und SPD schwächeln.

Die Landtagswahl in Hessen am 28. Oktober wird noch spannender als die in Bayern am vergangenen Sonntag. Gut eine Woche vor der Wahl zeichnen sich im aktuellen ZDF-Politbarometer für das Land deutliche Bewegungen – und eine ganze Reihe von Koalitionsmöglichkeiten ab, die zu Diskussionen in den verbleibenden Tagen bis zur Wahl führen dürften. Zumal sich überraschend eine zusätzliche Option eröffnet: Es könnten rein rechnerisch auch die Grünen sein, die den nächsten Ministerpräsidenten stellen. Bisher lautete das Spitzenduell: Ministerpräsident Volker Bouffier von der CDU gegen SPD-Spitzenkandidat Thorsten Schäfer-Gümbel. Nach den Umfragezahlen vom Donnerstag spielt nun auch der grüne Spitzenkandidat mit: Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir.

Der Erfolg der Grünen in Bayern bringt der Partei offenkundig erheblichen Rückenwind für die hessische Landtagswahl. Die Partei schießt nach oben auf 22 Prozent. Das sind sieben Prozentpunkte mehr als beim Politbarometer, das Mitte September erhoben wurde. Die Grünen, die derzeit als Partner der CDU mitregieren, schieben sich damit in Hessen auch erstmals vor die SPD, die nur noch auf 20 Prozent kommt. Auch die CDU schwächelt: Sie erreicht 26 Prozent, vor vier Wochen lag sie noch sechs Prozentpunkte höher. Die AfD kann mit zwölf Prozent rechnen.

Da nach dem Politbarometer, das an den drei Tagen nach der Bayern-Wahl erhoben wurde, auch FDP und Linke mit jeweils acht Prozent klar im Parlament sein würden, deuten sich für den Landtag in Wiesbaden eine ganze Reihe von Koalitionsoptionen an. Eine schwarz-rote Koalition ist nicht darunter, sollten beide Parteien nicht wieder zulegen. Für eine Fortsetzung von Schwarz-Grün könnte es knapp reichen. Es wäre die Wunschkoalition der Christdemokraten, die mit der Öko-Partei in den vergangenen fünf Jahren überraschend konfliktlos regierten.

Die Option Grün-Rot-Rot ist in Hessen vorbelastet

Die Grünen haben sich auf keine Koalition festgelegt. Nach dem neuen Politbarometer haben sie nun plötzlich die Option, in zwei Bündnissen eventuell den Ministerpräsidenten zu stellen. Die eine Variante wäre eine grün-rot-gelbe Koalition, wie sie – allerdings unter SPD-Führung – auf der anderen Rhein-Seite in Mainz regiert. Die hessische FDP gilt als durchaus offen dafür.

Die andere Variante wäre eine grün-rot-rote Koalition. Die Option ist allerdings in Hessen vorbelastet: Die damalige SPD-Spitzenkandidatin Andrea Ypsilanti versuchte nach der Landtagswahl 2008, eine Minderheitsregierung mit den Grünen zu bilden, die von den Linken gestützt werden sollte – obwohl sie das im Wahlkampf ausdrücklich mehrfach ausgeschlossen hatte. Vier SPD-Abgeordnete folgten ihr nicht, der Plan platzte, es kam zu Neuwahlen, aus denen Schwarz-Gelb als Sieger hervorging.

Unklar ist, ob die SPD mit Schäfer- Gümbel sich auf eine Koalition einlassen würde, in der sie nicht den Regierungschef stellt. Schäfer-Gümbel hat deutlich gemacht, dass er Ministerpräsident werden möchte. Am Ende könnte in Hessen (wie zuerst in Schleswig-Holstein) auch eine Jamaika-Koalition von CDU, Grünen und FDP das Ergebnis sein.

In Bayern zeichnet sich derweil immer deutlicher ab, was sich schon am Wahlabend angedeutet hatte: Ihr historischer Erfolg – die Verdopplung des Stimmenanteils auf 17,5 Prozent – wird die Grünen nicht in die Regierung tragen. Die CSU beschloss am Donnerstag, Koalitionsverhandlungen mit den Freien Wählern zu führen. Die schwarz-grüne Option ist damit vom Tisch. Den Grünen bleibt die Rolle der stärksten Oppositionspartei im Landtag, aus der heraus sie den deutlichen Vorsprung vor der SPD – und damit die Rolle als Führungspartei im Mitte-links-Lager – konsolidieren können.

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