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Umwelt: Klimaschutz-Prediger Gore ein Scheinheiliger?

Für seinen Umweltfilm "Eine unbequeme Wahrheit" erhielt Al Gore einen Oscar - jetzt steht er selbst am Pranger von Umweltschützern. Sein bestens klimatisiertes Haus verbrauche 20 Mal so viel Energie wie ein US-Durchschnittshaushalt.

Washington - Noch war der allgemeine Jubel über den Oscar-Gewinn seines Films "Eine unbequeme Wahrheit" nicht verhallt, da muss sich der ehemalige demokratische US-Vizepräsident Al Gore gegen Vorwürfe wehren, wenig ökologisch zu handeln: Sein Haus mit Pool in Nashville (Tennessee) verbrauche zu viel Energie, berichtete ein konservatives Politik-Institut in Tennessee. Die Gas-und Stromkosten beliefen sich auf jährlich fast 30.000 Dollar (rund 23.000 Euro).

Der prominenteste Warner in den USA vor einer globalen Umweltkatastrophe fliege zudem häufig in geräumigen Privatflugzeugen (mit besonders hohem Kerosinverbrauch), berichtete der konservative US-Sender Fox News. "Ich war ehrlich geschockt, als ich das alles hörte", sagte sichtlich betrübt Mary Nichols vom Umweltinstitut UCLA im Fernsehsender CNN. Gore sei wirklich ein "Scheinheiliger", lästerte die konservative "Washington Times".

Kandidiert Gore für die US-Präsidentschaft?

Allerdings verfolgen die Republikaner die Schlagzeilen um Gore mit gemischten Gefühlen. Denn nicht nur viele Liberale und Umweltschützer wünschen sich Gore als demokratischen Präsidentschaftskandidaten 2008, weil sie ihn als Mann mit großen Idealen, profundem Intellekt und einer Vision sehen. Viele Konservative glauben aber, dass der Irak-Kriegsgegner Gore ein leicht zu schlagender Gegenkandidat wäre. Denn die eher konservative Mehrheit der Amerikaner würden den Intellektuellen, den Liebling des libertären Hollywoods und den Freund von Stars wie Leonardo di Caprio oder Cameron Diaz gefühlsmäßig ablehnen. Zudem hafte Gore der Makel des Verlierers an - gleichwohl er 2000 bei der Präsidentschaftswahl nur nach einer sehr umstrittenen Entscheidung des Obersten Gerichts zum Wahlverlierer gegen George W. Bush erklärt worden war.

Gore selbst hat bei der Oscar-Verleihung zur allgemeinen Erheiterung mit einer möglichen Kandidatur für 2008 kokettiert. Konservative Publizisten wie Mike Lupica fanden zwar Gores Hollywood-Show für einen seriösen Politiker "absolut unpassend". Aber viele Linke und Liberale in den USA spekulieren, dass die Sympathien der Stars und Filmmogule ebenso wie der Oscar-Gewinn und sein großes internationales Ansehen Gore zu einer Kandidatur beflügeln, und zu einem Wahlsieg tragen könnten. Ganz und gar nicht in dieses Szenario passen nun allerdings die jüngsten Schlagzeilen über Gore als üblen Umweltsünder.

Bush geht mit gutem Beispiel voran

"Wenn die Leute Botschaften wie die über globale Erwärmung nicht mögen, greifen sie den Boten an", verteidigte Gores Sprecherin Kalee Kreider den Demokraten. Zudem nutze Gore erneuerbare Energiequellen und unterstütze aktiv zahlreiche Maßnahmen zur Verminderung von Treibhausgasen. "Herr Gore ist reich und glücklich genug, um sich diese Gegenrechnung leisten zu können" schrieb das "Wall Street Journal". Eine amerikanische Durchschnittsfamilie könne das nicht.

Besonders unangenehm ist es für den US-Wortführer der Umweltschutzes, dass die US-Medien auf das geradezu vorbildliche Umweltverhalten von Präsident Bush verweisen. Dieser setzt auf seiner Ranch in Crawford in Texas geothermische Wärmepumpen ein, die umweltschonend Wasser aus großer Tiefe sowohl zur Kühlung im Sommer und als auch zum Heizen im Winter genutzt wird. (Von Laszlo Trankovits, dpa)

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