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Weniger angewiesen auf das Auto, das würde das Leben besser machen. Das sagen 91 Prozent der Deutschen.

© Roland Holschneider/dpa

Umweltbewusstsein: Das Auto wird den Deutschen unwichtiger

Studie zum Umweltbewusstsein: Zwei Drittel der Deutschen wünschen sich eine bessere Infrastruktur fürs Fahrradfahren. In Großstädten könnten 60 Prozent der Autofahrer den Umstieg auf Bus und Bahn vorstellen.

Das autonome Fahren sieht Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) noch nicht als Lösung für „Mobilitätsprobleme der Älteren“. Am Mittwoch sagte sie in Berlin: „Die Deutschen akzeptieren nicht einmal Automatik-Autos, weil sie in Gängen herumrühren müssen, da fällt es mir schwer, mir einen heute 75-Jährigen in zehn Jahren vorzustellen, der sich in ein fahrerloses Auto wagt.“ Aber gerade beim Auto sieht Hendricks einen Bewusstseinswandel.

Zum ersten Mal haben die Autoren in der nunmehr elften Umweltbewusstseinsstudie detailliert die Haltungen zum Auto und zur Mobilität abgefragt. 91 Prozent der insgesamt rund 4000 Befragten sagt, dass das Leben besser werde, wenn der Einzelne nicht mehr auf ein Auto angewiesen wäre. 79 Prozent wünschten sich für ihren Wohnort eine Stadtentwicklung, die Alternativen zum Auto fördert.

Hendricks war besonders beeindruckt, dass 46 Prozent der befragten Autofahrer, die in Kleinstädten oder Dörfern mit bis zu 20 000 Einwohnern leben, sich vorstellen könnten, auf Bus und Bahn umzusteigen. In den Großstädten liegt dieser Wert sogar bei 60 Prozent. Zwei Drittel der Befragten wünschen sich eine bessere Fahrradinfrastruktur. Gleichzeitig gaben aber auch 70 Prozent der Befragten an, im Alltag täglich oder mehrmals pro Woche mit dem Auto unterwegs zu sein.

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) fühlt sich durch die Umfrageergebnisse in ihrer Politik bestätigt.
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) fühlt sich durch die Umfrageergebnisse in ihrer Politik bestätigt.

© Bernd von Jutrczenka/dpa

Harry Lehmann, Chef der Klima- und Energieabteilung im Umweltbundesamt (UBA), wies darauf hin, dass das Bewusstsein dem realen Verhalten immer voraus sei. Das zeigt sich in der Studie auch noch an anderen Stellen, beispielsweise wenn es um den Fleischverzehr und die Haltung zur Ernährung geht. Aber ohne einen Bewusstseinswandel seien Veränderungen auch nicht möglich, betonte Barbara Hendricks. Die Umweltministerin sieht sich jedenfalls in ihrer Strategie, vom Verkehrs- und Landwirtschaftssektor mehr Umweltschutz und Klimaanstrengungen zu fordern, bestätigt. Nach dem öffentlichen Aufschrei der Bauern anlässlich Hendricks’ „Bauernregeln“ (Steht das Schwein auf einem Bein, ist der Schweinestall zu klein!) hätten ihr diese vorgeschlagen, sich doch lieber mit den 40 Millionen Autos zu beschäftigen statt mit vier Millionen Kühen, erzählte sie lächelnd.

Die großen Themen für die nächste Regierung sieht Hendricks bei der Verknüpfung der Umweltthemen mit sozialer Gerechtigkeit. Das Risiko, dass Umwelt- und Klimaschutz als „Eliten-Thema“ diskreditiert und deshalb abgelehnt werden könnte, sieht sie durchaus. Zumal 37 Prozent der Befragten ein Spannungsfeld zwischen Umwelt- und Klimaschutz sowie der sozialen Gerechtigkeit sehen. Themen, an denen sich das festmacht, sind beispielsweise Mietpreissteigerungen nach einer energetischen Sanierung. Hendricks warf der Union vor, „an dieser Stelle den Koalitionsvertrag zu brechen“, weil sie verhindere, dass die Modernisierungsumlage von elf Prozent gesenkt werde, wie die SPD das verlangt hatte. Auf der anderen Seite gibt eine Mehrheit der Befragten an, dass Umweltschutz die Voraussetzung für den Wohlstand sei. „Dass dieser Zusammenhang mehr und mehr verstanden wird“, sieht Hendricks als großen Erfolg.

Bei der Klimapolitik dagegen sind die Deutschen skeptisch, was den Erfolg angeht. Zwei Drittel sind der Auffassung, dass Deutschland die Herausforderungen des Klimawandels nicht bewältigen könne. An eine treibhausgasneutrale Weltwirtschaft im Jahr 2100 glaubt nur eine kleine Minderheit der Befragten. Im Kanon der Themen behauptet sich die Klima- und Umweltpolitik aber konstant seit 22 Jahren. Die Deutschen halten diese Themen für die drittwichtigsten 2016 nach der Flüchtlingsproblematik und Sicherheit. Für das größte Umweltproblem halten die Deutschen übrigens Plastikmüll im Meer. Ein Hinweis auf die Präsenz des Themas in der Öffentlichkeit im Vergleich zu dem von der Reichweite her weit größeren Klimaproblem, das zwar ebenfalls gut 90 Prozent der Deutschen wir wichtig halten, aber für sehr wichtig halten es nur etwas mehr als die Hälfte, aber Drei Viertel sehen den Meeresmüll als das größere Problem an.

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