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Politik: Umweltministerin Martini: Weg in die Wirtschaft

Die Überraschung ist perfekt: Die rheinland-pfälzische Umweltministerin Klaudia Martini (SPD) wird zum 1. Oktober aus dem SPD/FDP-Kabinett von Ministerpräsident Kurt Beck ausscheiden.

Die Überraschung ist perfekt: Die rheinland-pfälzische Umweltministerin Klaudia Martini (SPD) wird zum 1. Oktober aus dem SPD/FDP-Kabinett von Ministerpräsident Kurt Beck ausscheiden. Sie wechselt als Chefin für Unternehmenskommunikation in den Opel-Vorstand. Nachfolgerin wird die Saarbrücker Bürgermeisterin und Umweltdezernentin Margit Conrad.

Geahnt hatte es Ministerpräsident Kurt Beck schon, dass die kämpferische Klaudia Martini ihren Posten allmählich langweilig finden könnte. Gerüchte, dass sie zu BASF gehen würde, wurden im Wahlkampf noch als Lüge zurückgewiesen. Doch schon damals verhandelte die attraktive, stets elegant gekleidete 50-Jährige bereits mit Opel.

Am Sonntag machte Beck mit ihrer Nachfolgerin Margit Conrad "alles klar". Die 49-Jährige ist verheiratet und Mutter eines zwölfjährigen Sohnes. Von Beruf Fachärztin, ist sie seit zehn Jahren Dezernentin für Umwelt, Gesundheit und Recht bei der Stadt Saarbrücken. Später kamen noch die Finanzen hinzu. Ihre Amtszeit endet im September in Saarbrücken sowieso, weil die Stadt inzwischen schwarz-grün regiert wird. Der Mainzer Regierungschef sagt über seine Neue: "Ich schätze sie sehr."

Der scheidenden Vorzeige-Frau Martini, die 1991 vom Ex-Ministerpräsidenten Rudolf Scharping nach Mainz geholt worden war, zollte Beck Respekt. Martini ist keine bedingungslose Umweltministerin. Ökologische Effizienz ja, aber auch ökonomische Vernunft und soziale Verträglichkeit - daran orientiere sie sich. Das brachte ihr Verdächtigungen mancher Naturschutzverbände ein, sie paktiere mit der Wirtschaft.

Es gäbe einfachere Jobs, die Klaudia Martini hätte annehmen können. Opel steckt seit Jahren in der Krise, hat seit 1998 Verluste von nahezu zwei Milliarden Mark. Immerhin: Mit der Berufung des ehemaligen BMW-Managers Carl-Peter Forster steht seit April wieder ein Deutscher an der Spitze der General-Motors-Tochter, ein ausgewiesener Auto-Experte. Jahrelang hatten die US-Autobosse immer wieder Amerikaner auf den Vorstandssessel gehievt, die kein Deutsch konnten und keinen rechten Draht zu den Mitarbeitern fanden. Horst Borghs, bis Mai 2000 Kommunikationschef, also Martinis Vorgänger, warf entnervt das Handtuch.

Forster muss Opel jetzt sanieren. Mindestens vier Milliarden Mark sollen bis 2003 eingespart werden. Zwar sind die angedrohten Werkschließungen vom Tisch. Aber in allen europäischen Fabriken wird es Einschnitte gehen. Mehrere Tausend Arbeitsplätze werden gestrichen. Die 50-jährige Martini soll sich nach den Vorstellungen von Opel-Chef Forster zwar um Regierungskontakte, vor allem aber um die Image-Pflege der Marke Opel kümmern. Sie soll die Reputation verbessern und das Thema Umwelt und Auto "aktiv besetzen", wie es in Rüsselsheim heißt. Aber zunächst wird die dienstälteste Umweltministerin vor allem Krisenmanagement betreiben müssen, nicht als Chefin, sondern als Teil eines neunköpfigen Vorstands. Der sich zudem bei wichtigen Fragen mit der GM-Europa-Zentrale in Zürich und der GM-Zentrale in Detroit abstimmen muss. Es gäbe einfachere Jobs - auch in der deutschen Automobilindustrie.

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