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Politik: Umweltschutz: Ministerium will Klärschlamm als Dünger verbieten

Das Umweltministerium will das Düngen mit Klärschlamm weitgehend verbieten. "Die bisher praktizierte Form der Klärschlammverwertung mit den derzeitigen Qualitätsanforderungen wird nicht fortgesetzt", heißt es in einem internen Papier aus dem Umweltministerium, das dem Tagesspiegel vorliegt.

Das Umweltministerium will das Düngen mit Klärschlamm weitgehend verbieten. "Die bisher praktizierte Form der Klärschlammverwertung mit den derzeitigen Qualitätsanforderungen wird nicht fortgesetzt", heißt es in einem internen Papier aus dem Umweltministerium, das dem Tagesspiegel vorliegt. Allenfalls "noch sehr schadstoffarme Klärschlämme" sollen als Dünger auf Äckern und Feldern zugelassen werden. Von 2,2 Millionen Tonnen Trockensubstanz landeten 1997 rund 910 000 Tonnen auf deutschen Feldern.

Gleichzeitig will das Umweltministerium die Grenzwerte für Schwermetalle und organische Schadstoffe in der Gülle verringern. "Gülle enthält bei der konventionellen Tierhaltung zum Teil ähnlich hohe Schwermetallgehalte wie Klärschlamm", heißt es in dem Papier des Umweltministeriums weiter. Außerdem reicherten sich in der konventionellen Gülle Antibiotika, Wasch- und Desinfektionsmittel an. Damit am Ende weniger Schadstoffe in der Gülle sind, müssten die Bauern zunächst weniger Antibiotika verfüttern und weniger Chemikalien im Stall einsetzen, wird in der internen Vorlage des Umweltministeriums gefordert.

Das Umweltbundesamt hatte im Auftrag des Umweltministeriums im vergangenen Jahr die Anreicherung von Schwermetallen in den Böden untersucht. Trotz der Grenzwerte, wie sie die seit 1992 geltende Klärschlammverordnung vorgibt, fanden die Wissenschaftler eine Anreicherung von Schwermetallen im Boden. Außerdem kommen Stoffe in den Klärschlamm, die vor zehn Jahren noch nicht existierten oder von deren Gefährlichkeit man nicht wusste. So gelangt auch die Chemikalie Bisphenol A aus der Kunststoffproduktion über den Klärschlamm auf den Acker. Laborratten, die mit dem Weichmacher in Kontakt kamen, haben verstümmelte Genitalien und produzieren weniger Spermien.

Klärschlamm ist allerdings seit Jahren bei den Bauern als Dünger unbeliebt. Die Kommunen zahlen ihnen bislang eine Menge Geld, wenn sie den Schlamm auf ihren Äckern entsorgen. Da dieses jedoch immer schwieriger wird, wird der Klärschlamm auch mal aus dem Münsterland nach Mecklenburg-Vorpommern gefahren. Die Landwirtschaftsminister der Länder haben bereits in der Zeit der gipfelnden BSE-Krise gefordert, Klärschlamm als Dünger generell zu verbieten. Rainer Baake, Staatssekretär im Bundesumweltministerium, glaubt daher, dass die Länder dem Vorschlag zustimmen werden. In der kommenden Woche treffen sich die Agrar- und Umweltminister aus Bund und Ländern zu einer gemeinsamen Konferenz in Potsdam. Dort sollen sie unter anderem auch über den Vorschlag beraten, Klärschlamm als Dünger weitgehend zu verbieten.

Ulrike Fokken

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