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Scheer

© ddp

UN-Behörde: Wer bekommt Irena?

Klaus Wowereit will die neue Behörde der Vereinten Nationen nach Berlin holen. Ihr Initiator Hermann Scheer würde sie lieber am Rhein sehen.

Berlin - Irena soll nach Berlin. Das wünscht sich Klaus Wowereit und hat daher vor Weihnachten an das halbe Bundeskabinett geschrieben. Ob der Wunsch in Erfüllung geht, ist aber unklar. Zumal es Irena streng genommen noch gar nicht gibt. Die Internationale Agentur für erneuerbare Energien, deren englische Abkürzung Irena lautet, wird erst am 26. Januar gegründet. 51 Staaten waren bei der Vorbereitungskonferenz im Oktober in Madrid dabei und werden wohl auch die Gründungsakte unterzeichnen. In den nächsten Jahren sollen dann weitere dazukommen – die Mitgliedschaft steht allen UN-Mitgliedern offen. Irena wird aber keine Einrichtung der Vereinten Nationen sein.

Deutschland gehört mit Dänemark und Spanien zu den treibenden Kräften bei dieser Gründung. Das Ziel der Einrichtung ist es, Industrie- wie Entwicklungsländer beim Ausbau der erneuerbaren Energien zu unterstützen und zu beraten. Es geht dabei um alle Felder der Ökoenergie: Biomasse, Geothermie, Wasserkraft, Gezeitenkraftwerke, Sonnen- und Windenergie. Das ist ein nicht ganz kleines Themen- und Aktionsfeld, auch wenn die Agentur wohl keine Großbehörde werden wird.

Einer der geistigen Väter des Projekts, der SPD-Bundestagsabgeordnete Hermann Scheer, rechnet mit zunächst 150 Mitarbeitern. Langfristig könnten es aber auch 1000 Beschäftigte werden, mit einem Jahresetat von 100 Millionen Euro. So schätzt es zumindest Scheer ein.

Der Gründungsort wird Bonn sein – und sollte Deutschland auch den Zuschlag für den Sitz von Irena bekommen, gilt der ehemalige Regierungsort am Rhein damit auch als möglicher Standort für die Agentur. Zumal dort in den letzten Jahren schon einige internationale Einrichtungen untergekommen sind. Wowereit hält aber Berlin für eine bessere Wahl: Er wirbt bei Bundeskanzlerin Angela Merkel, Außenminister Frank-Walter Steinmeier und Umweltminister Sigmar Gabriel für die Hauptstadt als „erfolgversprechende Alternative“. Auch beim Beauftragten für die neuen Länder, Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee, hat er deshalb schon vorgesprochen.

Denn es geht nicht allein um die Hauptstadt: „Berlin ist international hoch angesehen, attraktiv und verfügt über beste örtliche Infrastruktur und Anbindung“, schreibt Wowereit zwar. Nicht zuletzt aber wirbt der Regierende Bürgermeister Berlins mit dessen Nähe zu dem in Ostdeutschland seit 1990 entstandenen Geflecht von Forschungseinrichtungen zu erneuerbaren Energien: dem Deutschen Biomasseforschungszentrum in Leipzig, der Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe in Mecklenburg-Vorpommern oder der Technischen Universität in Cottbus. Und natürlich verweist Wowereit dezent darauf, dass der Osten gerade in diesem Bereich der Ökoenergie nicht wenige Produktionsstandorte hat. Die Ansiedlung von Irena wäre auch ein Stückchen Standortpolitik.

„Solarpapst“ Scheer gehört dagegen zu jenen, die Irena an den Rhein holen wollen. Die Agentur passe „ideal in die neue Rolle Bonns“, sagt er. Auch der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) hat sich schon im Herbst bei Merkel für Bonn stark gemacht, die Ansiedlung von Irena sei „eine konsequente Weiterentwicklung des UN-Standortes Bonn“. Auch der Düsseldorfer Landtag steht hinter einer Bewerbung Bonns – einstimmig.

Wowereit hält dagegen, dass nicht alle internationalen Einrichtungen, die an Deutschland fallen, zwangsläufig nach Bonn müssten. Zumal es sich um keine offzielle UN-Organisation handeln werde. Wo Irena am Ende sitzt, ist völlig offen. Denn außer Deutschland bewerben sich auch andere Staaten um den Sitz der Agentur, unter anderem ist Wien im Gespräch. Entschieden wird im Sommer 2009.

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