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UN: Brahimi wird neuer Sondervermittler für Syrien

Der algerische Krisendiplomat Lakhdar Brahimi wird neuer UN-Vermittler im Syrien-Konflikt. Das teilten die Vereinten Nationen am Freitag in New York mit. Brahimi tritt die Nachfolge von Kofi Annan an.

Nach einer schwierigen Suche haben die Vereinten Nationen einen neuen Sondervermittler im Syrien-Konflikt gefunden: den früheren algerischen Außenminister Lakhdar Brahimi. Brahimi werde die Nachfolge von Kofi Annan antreten, sagte ein Sprecher der Vereinten Nationen am Freitag. Der Algerier Brahimi war schon vor einer Woche als Nachfolger von Kofi Annan für die undankbare Funktion des Syrienvermittlers von UN und Arabischer Liga genannt worden. Der erfahrene UN-Diplomat soll lange mit der Entscheidung gerungen haben und äußerte sich bis Freitagmittag nicht öffentlich dazu. Annan hatte sein Mandat aus Enttäuschung über die Blockadehaltung einiger ständiger Mitglieder des UN-Sicherheitsrats im Syrien-Konflikt zum Ende dieses Monats niedergelegt.

Der 1934 geborene Brahimi war von 1991 bis 1993 algerischer Außenminister. Er war später im Auftrag der UN in zahlreichen Krisenherden als Vermittler tätig, darunter in Afghanistan und im Irak.

Die syrische Hauptstadt Damaskus wurde erneut zum Kampfschauplatz. Aktivisten berichteten am Freitag von Explosionen und Gefechten rund um den Militärflughafen Al-Messe im Westen von Damaskus. Die Regierungstruppen sollen Panzer und Helikopter eingesetzt haben. Die Bevölkerung im eleganten Viertel Al-Messe sei verängstigt und schockiert, hieß es in den Berichten. Auch von der südlichen Peripherie der Hauptstadt wurden Kämpfe gemeldet.

Video: Brahimi wird Nachfolger von Annan

Die Truppen des Regimes von Baschar al-Assad hatten die Aufständischen der Freien Syrischen Armee (FSA) vor mehr als zwei Wochen aus Damaskus verdrängt. Seitdem greifen die Rebellen immer wieder mit Nadelstichaktionen verschiedene Wohnviertel von Regierungsmitgliedern und Funktionären an.

Der Konflikt greift auf die Nachbarländer über: Der Libanon ist nicht sicher.

In der umkämpften nördlichen Großstadt Aleppo verstärkten die Regimetruppen den Artilleriebeschuss. Dabei würden sie nun auch besonders großkalibrige Geschosse einsetzen, sagte ein örtlicher FSA-Kommandeur. In der Nähe des Militärflughafens bombardierten Regimetruppen ein Dorf, berichteten Aktivisten. Die Kämpfe um Aleppo dauern seit fast vier Wochen an. Keine der Seiten konnte bislang eine entscheidende Wende herbeiführen. Im benachbarten Libanon ließ der Al-Mokdad-Clan 18 von 40 syrischen Geiseln frei, die der einflussreiche schiitische Familienverband in seiner Gewalt hält. Der Clan will mit der Geiselnahme von FSA-Sympathisanten im Libanon die Freilassung eines Angehörigen erzwingen, den die FSA bei Aleppo als angeblichen Söldner und Heckenschützen der Assad-Truppen gefangen genommen hatte. „Zum gegenwärtigen Zeitpunkt halten wir alle Operationen auf libanesischem Boden an, weil wir genügend Syrer haben, die mit der FSA verbunden sind“, sagte der Clan-Sprecher Maher al-Mokdad am Freitag in Beirut.

Die Mokdads halten auch einen türkischen Staatsbürger fest und hatten angedroht, auch Bürger anderer Länder der Region, die die syrischen Rebellen unterstützen, zu entführen. Saudi-Arabien und andere Golfstaaten hatten daraufhin ihre Staatsangehörigen aufgefordert, den Libanon unverzüglich zu verlassen.

Das endgültige Ende der Beobachtermission Unsmis besiegelte der UN-Sicherheitsrat am Donnerstag (Ortszeit). An ihre Stelle soll ein Verbindungsbüro in Damaskus treten, in dem rund 30 bis 40 Menschen arbeiten sollen. Russland kündigte für Freitag (Ortszeit) ein Treffen der Syrien-Aktionsgruppe - bestehend aus den Veto-Mächten im Sicherheitsrat und arabischen Ländern - an.

Nach UN-Angaben sind inzwischen 2,5 Millionen Menschen in Syrien auf Hilfe angewiesen. Seit Beginn des Syrienkonflikts im März 2011 starben nach Schätzungen der Vereinten Nationen mindestens 18.000 Menschen, Oppositionsgruppen sprechen längst von mehr als 20.000 Toten. 150.000 Menschen flohen nach laut UN in Nachbarländer.

(dpa/rtr)

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