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Politik: UN-Frauenkonferenz: Fünf Jahre nach Peking noch immer unterdrückt - ein neuer Aktionsplan soll her

Fünf Jahre ist es her, dass sich 189 Staaten auf der Weltfrauenkonferenz in Peking auf einen ehrgeizigen Plan einigten, mit dem für Gleichheit zwischen den Geschlechtern gesorgt werden sollte. Noch immer weit von diesem Ziel entfernt, treffen sich ab Montag dieselben Staaten in New York wieder, um sich auf einen Aktionsplan zu einigen, mit dem die Pekinger Ziele schneller erreicht werden sollen.

Fünf Jahre ist es her, dass sich 189 Staaten auf der Weltfrauenkonferenz in Peking auf einen ehrgeizigen Plan einigten, mit dem für Gleichheit zwischen den Geschlechtern gesorgt werden sollte. Noch immer weit von diesem Ziel entfernt, treffen sich ab Montag dieselben Staaten in New York wieder, um sich auf einen Aktionsplan zu einigen, mit dem die Pekinger Ziele schneller erreicht werden sollen. Doch der Vatikan und eine Gruppe islamischer Staaten widersetzen sich den gleichen Vorschlägen, die sie schon in Peking ablehnten. Zu den Streitpunkten gehören sexuelle Rechte für Frauen, sexuelle Aufklärung Jugendlicher und die Definition von Familie.

"Es wird sehr, sehr klar, dass es einige Länder gibt, die versuchen, sich dem Fortschritt in den Weg zu stellen", konstatiert Linda Tarr-Whelan, die US-Botschafterin bei der Kommission zum Status der Frauen. Tarr-Whelan nennt Algerien, Sudan, Libyen, Iran und den Vatikan. Angesichts des konservativen Widerstandes fürchten manche sogar, dass die Konferenz die Ziele von Peking umkehren könnte. Zum ersten Mal hielt damals ein Dokument der Vereinten Nationen das freie Recht der Frauen auf sexuelle Selbstbestimmung fest. Zudem wurden die Regierungen aufgerufen, gesetzlich für eine Gleichstellung der Frauen zu sorgen, Mädchen die gleiche Ausbildung wie Jungen zukommen zu lassen und Frauen in Spitzenpositionen in Politik und Wirtschaft zu fördern und einzusetzen.

Dass sich an den in Peking kritisierten Missständen teilweise kaum etwas gebessert hat, zeigen zwei Studien, die die Vereinten Nationen in der vergangenen Woche veröffentlichten. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen kam zu dem Ergebnis, dass es durch gezielte Abtreibung weiblicher Föten, die Tötung neugeborener Mädchen und schlechteren Zugang zu Lebensmitteln und medizinischer Versorgung auf der Welt 60 Millionen Frauen weniger gibt, als nach demographischen Trends zu erwarten gewesen wäre. Eindringlich ruft Unicef dazu auf, künftig alle Formen der häuslichen Gewalt unter Strafe zu stellen. Eine Studie der Statistischen Abteilung der UN listet auf, dass weltweit Millionen Mädchen und Frauen körperlich misshandelt werden. An der Tagesordnung seien Prügel, Verstümmelungen der Geschlechtsorgane, Unterernährung, mangelnde Pflege und Bildung, Zwangsprostitution, Vergewaltigung und Sklaventum.

Der Bericht zeigt zudem Benachteiligungen von Frauen in Ausbildung und Beruf auf. So liegt in den Schulen mehrerer afrikanischer und asiatischer Staaten der Anteil der Mädchen um 80 Prozent unter dem von Jungen. Weltweit sind zwei Drittel der Analphabeten Frauen. In der Berufswelt haben Frauen Stellungen ohne großen Einfluss, sie werden schlechter bezahlt als Männer.

Die Beteiligung der Frauen in höheren Regierungspositionen hat sich dem Bericht zufolge seit der Konferenz von Peking nicht einschneidend verbessert. Zu Beginn des Jahres 2000 standen nur neun Frauen an der Spitze von Regierungen. Unter den Parlamentsabgeordneten betrug der Frauenanteil 1999 elf Prozent, im Vergleich zu neun Prozent im Jahr 1987.

Gefürchtet werden bei der Konferenz in New York auch penetrante Störversuche amerikanischer Abtreibungsgegner. Radikale "Pro Life"-Gruppen hatten bereits im März ein Vorbereitungstreffen lahm zu legen versucht. Zu Hunderten als Vertreter von Nichtregierungsorganisationen (NGO) akkreditiert, verstellten sie Eingänge zu Beratungsräumen, buhten bei missliebigen Meinungsäußerungen und umzingelten Delegierte, die als Befürworter von Pille und Abtreibung galten. Diesmal wurden nur drei Personen pro NGO akkreditiert - damit schrumpft die Zahl potenzieller Störenfriede innerhalb des UN-Gebäudes zusammen.

E. Lederer (AP)[T. Burmeister]

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