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UN-Gerichtshof: UN-Tribunal verwehrt Milosevic Klinikaufenthalt

Der als Kriegsverbrecher angeklagte ehemalige jugoslawische Staatschef Milosevic darf nicht zur Klinikbehandlung nach Moskau. Das entschied das UN-Tribunal in Den Haag, wo der 64-Jährige seit 2001 inhaftiert ist.

Den Haag/Moskau - Das Gericht sei sich nicht ausreichend überzeugt davon, dass Slobodan Milosevic freiwillig zur Fortsetzung seines Prozesses zurückkehren würde. Er leidet an häufigen Kopfschmerzen und Kreislaufproblemen und wollte sich in einer Moskauer Spezialklinik behandeln lassen.

Mit Entrüstung haben russische Politiker auf die Weigerung des UN-Tribunals in Den Haag reagiert, den ehemaligen jugoslawischen Staatschef Slobadan Milosevic nach Moskau reisen zu lassen. Obwohl sich Milosevics Gesundheitszustand verschlechtere, habe des Gericht den «humanitären Aspekt» ignoriert, sagte der Leiter des außenpolitischen Ausschusses der Staatsduma, Konstantin Kossatschow, am Freitag in Moskau.

Nach russischen Medienberichten hat ein Großteil der Familie Milosevics in Moskau Zuflucht gefunden. Auch Mitglieder der Familie Karic, wichtige Geldgeber Milosevics, sollen sich in Moskau aufhalten

Der stellvertretende Duma-Vorsitzende Sergej Baburin von der Fraktion Rodina (Heimat) vermutete hinter der Absage des UN-Tribunals an Milosevic politische Motive. Der Westen habe kein Interesse daran, dass sich ein gesunder Milosevic im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte vor Gericht verteidigen könne, sagte Baburin nach Angaben der Agentur Interfax.

Milosevic hatte als jugoslawisches Staatsoberhaut bis zu seinem Sturz im Oktober 2000 auf Rückendeckung aus Moskau zählen können. Einflussreiche Kreise in der russischen Politik sowie im Militär unterstützen den als Kriegsverbrecher angeklagten Milosevic auch deshalb, weil sie nicht dessen blutiges Regime, sondern die NATO- Angriffe gegen Ziele in Jugoslawien im Frühjahr 1999 als Kriegsverbrechen betrachten. (tso/dpa)

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