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UN-Klimasekretariat: Yvo de Boer gibt überraschend auf

Nach dem Ende des gescheiterten Klimagipfels in Kopenhagen hat Yvo de Boer wie immer versucht, das Positive zu sehen.

Berlin - Nach dem Ende des gescheiterten Klimagipfels in Kopenhagen hat Yvo de Boer wie immer versucht, das Positive zu sehen. Der Chef des Klimasekretariats der Vereinten Nationen in Bonn betonte auch in seiner Rücktrittserklärung am Donnerstag noch einmal, dass mit der vom Gipfel lediglich „zur Kenntnis“ genommenen „Kopenhagener Vereinbarung“ Staaten, die für 80 Prozent der weltweiten Treibhausgase verantwortlich sind, „nationale Klimapläne und -ziele“ vorgelegt hätten. Allerdings hat de Boer in Kopenhagen dann doch zugegeben, dass das von den USA und China mit Brasilien, Indien und Südafrika ausgehandelte Papier keine Lösung für das Klimaproblem sein wird. Sein Chef, UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, trat in Kopenhagen dagegen vor die Weltpresse und behauptete ernsthaft: „Wir haben den Deal gemacht.“

Das glaubt de Boer offenbar nicht. In seiner Rücktrittserklärung heißt es, dass Regierungen nur einen „politischen Rahmen“ setzen könnten, die „wirklichen Lösungen müssen aus der Wirtschaft kommen“. De Boer will vom Sommer an bei der Beratungsfirma KPMG für ein besseres Klima und ein nachhaltiges Wirtschaften werben. Es sei eine „schwierige Entscheidung“ gewesen, aber es sei für ihn „Zeit für eine neue Herausforderung“, sagte de Boer weiter.

De Boer hat sich in seinem Amt einigen Respekt erarbeitet. Der britische Klimaminister Ed Miliband lobte de Boers Rolle in Kopenhagen. Mit der Vereinbarung sei etwas erreicht worden, „was vorher noch nie erreicht wurde“. Der Klimaexperte von Greenpeace, Martin Kaiser, sagte: „Mit de Boer geht der große Steuermann des Klimaprozesses von Bord.“

Vielen verschlug es zunächst die Sprache. Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) wollte den Rücktritt ebenso wenig kommentieren wie der Chef des UN-Umweltprogramms Achim Steiner. Womöglich hat de Boer seine Entscheidung nicht mit seinem Chef abgesprochen, zumal es in seinem Umfeld heißt, er habe sich schon vor dem Kopenhagener Gipfel nach einem neuen Job umgesehen. Auffällig ist dabei, dass UN-Generalsekretär Ban nicht nur erklären ließ, er bedauere den Rückzug de Boers, sondern gleichzeitig betonte, die Entscheidung sei ihm vorab mitgeteilt worden. Das Verhältnis zwischen den beiden ist jedenfalls nicht spannungsfrei. Ban hat seine eigene Position eng mit einem Erfolg bei den Klimaverhandlungen verknüpft. Deshalb beharrte er auch gegen jede Realität darauf, dass der Gipfel ein Erfolg gewesen sei. Ban hat sich schon seit dem Gipfel auf Bali 2007 mit einem eigenen Beraterkreis zum Klima umgeben. Außerdem traf er Entscheidungen, die er mit dem UN-Klimasekretariat offenbar nicht abgestimmt hatte.

De Boer will noch die Zwischenkonferenz mit vorbereiten, die vermutlich im Mai in Bonn stattfindet. Den Gipfel in Mexiko im Dezember muss sein Nachfolger vorbereiten. Berufen wird er oder sie von Ban. Doch das Büro der Klimarahmenkonvention hat dabei mitzureden. Derzeit sitzen darin aber in der Mehrzahl Minister oder Botschafter, die in Kopenhagen keine sehr konstruktive Rolle gespielt haben. Die Chance, die der grüne Bundestagsabgeordnete Hermann Ott sieht, einen Kandidaten aus dem Süden zu finden, der das UN-Klimasekretariat „strategisch neu aufstellen“ könnte, ist nicht groß. Der ideale Kandidat käme aus einem Schwellenland, das nicht wie China und Indien zu den Blockierern gehört. Zudem müsste er im Stoff stehen, sonst wird auch der Gipfel in Mexiko scheitern.

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