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Politik: UN-Kriegsverbrechertribunal: Einmal Den Haag und zurück

Es gibt ein symbolträchtiges Foto von Biljana Plavsic: Darauf steigt die frühere Präsidentin der bosnischen Serbenrepublik kaltblütig über einen ermordeten bosnischen Moslem hinweg, um den serbischen Milizenführer Zeljko Raznjatovic, bekannt als "Arkan", zu küssen. Aufgenommen wurde das Foto in den ersten Tagen des Bosnienkriegs 1992.

Es gibt ein symbolträchtiges Foto von Biljana Plavsic: Darauf steigt die frühere Präsidentin der bosnischen Serbenrepublik kaltblütig über einen ermordeten bosnischen Moslem hinweg, um den serbischen Milizenführer Zeljko Raznjatovic, bekannt als "Arkan", zu küssen. Aufgenommen wurde das Foto in den ersten Tagen des Bosnienkriegs 1992. Für die bosnischen Moslems Sarajevos ist die heute 71-Jährige das Symbol für einen Krieg, in dem mehr als 200 000 Menschen getötet wurden. Seit Januar muss sich die Serbenpolitikerin vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal für Ex-Jugoslawien in Den Haag verantworten. Sie hatte sich freiwillig gestellt. Am Mittwoch ließ das Gericht die frühere rechte Hand des mutmaßlichen Kriegsverbrechers Radovan Karadzic jedoch vorerst frei. Plavsic darf in Serbien auf ihren Prozess warten. Sie steht unter Polizeiaufsicht und muss, wenn das Gericht sie lädt, unverzüglich Folge leisten. Der serbische Justizminister Vladan Batic hofft nun, dass "die Zusammenarbeit mit Den Haag in beiden Fahrtrichtungen stattfindet".

Plavsic wurde 1930 im ostbosnischen Tuzla geboren. Sie stammt aus einer großbürgerlichen, serbisch-orthodoxen und anti-kommunistischen Familie. In Zagreb, Prag und den USA studierte sie Biologie. Anschließend arbeitete sie als Biologieprofessorin an der Universität Sarajevo. Sie gehörte zu den Gründungsmitgliedern von Karadzics Serbischer Demokratischer Partei (SDS). Schon bei den ersten freien Wahlen in Bosnien-Herzegowina im November 1991 wurde sie in die Präsidentschaft der ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik gewählt.

Aus ihren Überzeugungen machte sie keinen Hehl. In den Medien ging sie mit ihrer offenkundig feindseligen Einstellung gegenüber den bosnischen Moslems hausieren. Dort bezeichnete sie die "ethnische Säuberung" - die gewaltsame Vertreibung von Nichtserben aus weiten Teilen Bosniens - als "natürliches Phänomen". Das ging selbst dem damaligen serbischen Präsidenten Milosevic zu weit ging. Bei einem Treffen 1993 weigerte er sich, ihr die Hand zu schütteln. Erst später, nach der Übernahme des Präsidentenamtes von Karadzic, schlug sie einen gemäßigten Kurs ein.

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