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ieEin Beispiel für gelungenes Engagement: Aufräumtage an den Meeresküsten. Hier mit dem britischen Umweltschützer, Schwimmer und Anwalt für Seerecht Lewis Gordon Pugh (3.v.r).

© dpa

UN-Umweltprogramm-Chef Solheim: "Wir müssen die Bürger mobilisieren, sonst scheitern wir"

Der neue Chef des UN-Umweltprogramms Unep, Erik Solheim, schlägt ungewöhnliche Töne an. Im Umweltschutz will er große Politik und privates Engagement zusammenbringen.

Der neue Chef des UN-Umweltprogramms Unep, Erik Solheim, will die Kampagnenpolitik der Vereinten Nationen verbessern. "Wir müssen die Bürger für die Umwelt mobilisieren, sonst scheitern wir", sagte Solheim dem Berliner "Tagesspiegel". Der Kern der UN sei es, einer der moralischen Anführer der Welt zu sein. "Es ist unsere Aufgabe, beste Lösungen für viele Probleme zu finden und Kampagnen zur Verbesserung der Welt zu machen." Die Unep sollte daher stärker an Kampagnen beteiligt sein, um das öffentliche Bewusstsein zu mobilisieren. "Ein Beispiel sind Aufräumtage an den Meeresküsten. Damit wird die Verschmutzung mit Plastikmüll der Meere vermindert", sagte der Norweger. "Es braucht diese körperliche Arbeit am Strand. Aber die Plastikindustrie braucht auch mehr Regulierung, um das Problem zu lösen. Das Thema verbindet die große Politik mit dem privaten Handeln."

"Ohne Wachstum kein Ende der Armut"

Solheim sieht ohne Wachstum keine Chance im Kampf gegen die globale Armut. "Ohne Wirtschaftswachstum sind die Armen nicht aus der Armut herauszuholen", sagte Solheim. Die größte Job-Maschine sei der Tourismus. "Um auch nur ein kleines Hotel zu betreiben, braucht es eine große Belegschaft. In einer Auto-Fabrik können wenige Experten die Roboter überwachen." Der Tourismus sei aber nur dann ein "fantastischer Job-Produzent", wenn er nachhaltig sei. "Wir müssen die Menschen mit weniger Verschmutzung durch Flugzeuge und Autos um die Welt bringen, und die Natur respektieren", sagte der Norweger.  "Die Leute reisen, um Elefanten zu sehen oder Löwen. Wenn es die nicht mehr gibt, kommt auch keiner mehr. Der Naturschutz verbindet Umweltschutz mit Wirtschaftsentwicklung im großen Stil."

Wachstum sei aber nicht alles, es gebe auch ein Problem mit der Verteilungsgerechtigkeit, sagte Solheim. "Wir müssen den Reichtum des Planeten viel besser teilen als auf diese komplett lächerliche Weise, dass ein paar Superreiche mehr Zugang zu Ressourcen haben als die Hälfte der Weltbevölkerung. Das muss sich ändern." Glücklicherweise hätten das inzwischen "sogar ein paar Superreiche verstanden, wie Bill Gates. Der Kapitalismus kann langfristig nur überleben, wenn er fair, integrativ und verantwortlich ist."

Lesen Sie das Interview mit Erik Solheim in der Tagesspiegel-Print-Ausgabe am Sonntag oder heute ab 19.30 Uhr im Tagesspiegel-E-Paper.

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