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Politik: Und die Präsidentin schweigt

Staatschefin Megawati steht in der Heimat unter Druck

Jakarta. Als „Rätsel von Jakarta“ wurde sie bezeichnet, und als die „schweigsame Präsidententochter“. Als Megawati Sukarnoputri Ende Juli 2001 den gestürzten indonesischen Präsidenten Wahid an der Staatsspitze abgelöste, fragten sich viele, wohin sie die riesige Inselrepublik führen würde. Ihre Abneigung gegen Interviews und spontane Reden galt schon damals als legendär. Sicher war nur: Angesichts quälender Machtkämpfe, vieler Konfliktherde und einer kranken Wirtschaft stand „Mega“, wie sie ihre Anhänger nennen, vor einer Mammutaufgabe.

Die bisherige Bilanz fällt indes allenfalls gemischt aus. Zunächst schaute die Welt mit ausgeprägter Skepsis auf die schweigsame und unerfahrene neue Frau im höchsten Staatsamt Indonesiens. Das änderte sich schnell: Ihr Kabinett aus Experten und Technokraten erhielt international Beifall. Hoffnung auf ein ruhigeres Fahrwasser für die mit etwa 220 Millionen Einwohnern viertgrößte Nation der Welt keimte auf, auch durch Megawatis Position als Chefin der stärksten Partei des Landes – und ihre Nähe zur mächtigen Armee. Eigenschaften, die ihr Vorgänger Wahid nicht zu bieten hatte.

Wer sich an die drei politisch wie wirtschaftlich stürmischen Jahre nach dem Sturz von Diktator Suharto 1998 noch erinnern kann, für den waren die vergangenen 15 Monate indes fast schon eine Oase des Friedens – bis zu den verheerenden Anschlägen auf der Ferieninsel Bali. „Sie hat einige Stabilität geschaffen, etwas wie Ruhe“, meint ein westlicher Diplomat.

Indonesische Intellektuelle gehen mit ihr indes deutlich strenger ins Gericht. Das Land sei immer noch eines der korruptesten der Welt, schrieb die renommierte „Jakarta Post“. Das Parlament zeige sich blind gegenüber den Wünschen der Menschen, die Wirtschaft komme noch immer viel zu langsam voran. Von „Stillstand“ spricht auch Kusmanto Anggoro, Politologe am Zentrum für Internationale Studien in Jakarta. „Fragt man danach, inwiefern, nach Reformen, Institutionen jetzt von der Öffentlichkeit besser zur Rechenschaft gezogen werden können, dann hat es keine Reformen gegeben“, stellt er fest.

Frank Brandmaier (dpa)

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