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Politik: Und sie lieben es doch

Von Albrecht Meier Sollte es sein, dass die Deutschen heimlich, still und leise zu Europa-Fans werden? Ist es denkbar, dass sie mit derselben kaltblütigen Entschlossenheit, mit der sie zu Beginn des Jahres ihre D-Mark umtauschten, inzwischen auch der Europäischen Union begegnen?

Von Albrecht Meier

Sollte es sein, dass die Deutschen heimlich, still und leise zu Europa-Fans werden? Ist es denkbar, dass sie mit derselben kaltblütigen Entschlossenheit, mit der sie zu Beginn des Jahres ihre D-Mark umtauschten, inzwischen auch der Europäischen Union begegnen? Nach einer Allensbach-Umfrage stehen die Deutschen der EU sehr viel positiver gegenüber als vor einem Jahr – selbst wenn der Euro in den Augen der Kunden hin und wieder zum Teuro wird.

Das Umfrage-Ergebnis ist vor allem deshalb kurios, weil viele Bundesbürger offensichtlich immer noch nicht endgültig Abschied von der D-Mark genommen haben. In einem Berliner Café im Szene-Bezirk Prenzlauer Berg kann seit kurzem mit Schlafmünzen bezahlt werden, und im ostfriesischen Leer haben Kunden an den beiden letzten Wochenenden einen fünfstelligen Betrag in einem Discount-Markt gelassen - in guter alter D-Mark wohlgemerkt.

D-Mark-Nostalgie scheint nur die eine Seite der Medaille zu sein, wenn es um die Einstellung der Deutschen zu Europa geht. Nach der Allensbach-Umfrage, berichtet der „Spiegel“, glauben nur noch 20 Prozent der Befragten, dass die EU für Deutschland eher Nachteile hat. Im vergangenen Jahr hatten noch 37 Prozent diese Ansicht geäußert. 51 Prozent sehen ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den Segnungen und Nachteilen Europas.

Das Bild, das die Bürger von Europa haben, prägen neben der neuen Währung auch die Gipfel der Staats- und Regierungschefs. Ende kommender Woche steht im spanischen Sevilla wieder ein solcher Gipfel auf dem Programm. Dort wollen die Politiker europäische Gegenmaßnahmen angesichts der illegalen Einwanderung diskutieren. Rechtspopulisten sollen das bestehende Vertrauen der Bürger in ihre EU nicht untergraben – so lautet die Devise für das Treffen in Sevilla.

Dass das Wohlwollen gegenüber der EU in Deutschland nicht uneingeschränkt gilt, stellten die Demoskopen vom Allensbach-Institut allerdings fest, als sie nach der Osterweiterung fragten: Sie wird nur von 26 Prozent der Befragten positiv betrachtet. „Bild“ indes lobte am vergangenen Freitag einen Beschluss des EU-Parlaments zur Erweiterung – auf der ersten Seite. Ein unerwarteter Erfolg für die EU.

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