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Politik: Und sind sie nicht willig

Israels Polizei setzt sich gegen Protestierer durch – ab Mitternacht soll zwangsweise geräumt werden

Rund 300 Siedlerfamilien, tausende Siedler, haben am Dienstag ihre Habe auf Umzugswagen und in Container gepackt und in zum Teil ergreifenden Zeremonien Abschied vom Siedlungsgebiet im Südwesten des Gazastreifens genommen. Damit hat die Hälfte der insgesamt 8000 betroffenen Siedler inzwischen ihre Häuser verlassen.

Hunderte jugendlicher Fanatiker versuchten im Siedlungshauptort Neve Dekalim letztlich vergeblich die Anfahrt der mit 120 Containern beladenen Lastwagen zu verhindern. Dabei kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen mit der Polizei, die sich aber mit einem Großaufgebot durchsetzte.

Bis Mitternacht hatten die in den Siedlungen im Gazastreifen und im nördlichen Westjordanland verbliebenen Siedler noch Zeit, freiwillig ihre Häuser zu verlassen, ins israelische Staatsgebiet zu fahren und voll entschädigt zu werden. Seither ist ihr Aufenthalt in den Siedlungen illegal und die Armee aufgefordert, die Bewohner und ihre Habe zwangsweise wegzubringen.

Allein in Neve Dekalim wollten nach Polizeiangaben 120 Familien noch am letzten Tag ausreisen, nachdem 80 weitere Familien dies bereits in den vergangenen Tagen getan hatten. Aber 300 Familien dürften vor Ort geblieben sein und darauf warten, das eine aus jeweils 17 Polizisten pro Haus bestehende Räumungstruppe an die Haustür klopft und die Bewohner notfalls mit Gewalt auf Busse verlädt und auf israelisches Staatsgebiet bringt. Polizisten hatten am frühen Morgen das große Eingangstor von Neve Dekalim aufgesägt, nachdem es am Vortag von hunderten jugendlichen Abzugsgegnern verriegelt worden war. Die lange Lastwagenkolonne mit den Containern konnte lange nicht an ihre Ziele, die Häuser der umzugsbereiten Siedler, gelangen, weil die Jugendlichen um jeden Meter Straße kämpften und dabei auch Müllcontainer und Reifen in Brand steckten. Doch schließlich setzte sich die Polizei, die sich bewusst zurückhaltend verhielt, mit ihrer bloßen Masse durch.

Insgesamt dürfte die Räumung erheblich schneller vonstatten gehen als geplant. Statt am 4.September wird sie laut Armee nun wohl bereits am 27.August beendet sein. Verteidigungsminister Schaul Mofas warnte aber die Palästinenser vor allzu früher Freude. Nach Abschluss aller Siedlungsräumungen werde mindestens noch ein Monat vergehen, bis der Truppenabzug erfolge. Bis dahin werde Israel es keinem Palästinenser erlauben, die geräumten Gebiete zu betreten.

Hohe israelische Offiziere lobten die hervorragende Zusammenarbeit mit der palästinensischen Polizei, die ihrerseits 7500 Mann in der Nähe der Siedlungen in Stellung gebracht hat, um ein Eindringen Unerwünschter zu verhindern.

In verschiedenen Städten des Gazastreifens feierten tausende Palästinenser den israelischen Abzug als Erfolg ihrer jeweiligen Organisationen, also sowohl der radikalislamischen Hamas, des Islamischen Dschihad, als auch der regierenden Fatah-Bewegung und der Palästinenserbehörde unter Präsident Mahmud Abbas. Die Sprecher der diversen Gruppierungen kündigten an: Gaza sei nur der erste israelische Rückzug und palästinensische Sieg, bald würden das Westjordanland und Jerusalem folgen.

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