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Hat Zeit. Rüdiger Bormann, Unipräsident in Bayreuth, erklärt das Verfahren.

© dpa

Uni Bayreuth: Guttenbergs Doktortitel: Ein einmaliger Fall

Die Universität Bayreuth will selbst entscheiden, ob sie Verteidigungsminister Guttenberg den Doktortitel aberkennt – intern spricht man von einem "Gau".

Berlin - Wer eine schnelle Entscheidung der Uni Bayreuth im Fall Guttenberg erwartet hatte, wurde am Dienstag enttäuscht. Eine gute halbe Stunde stellten sich der Präsident der Universität, Rüdiger Bormann, und Jura-Dekan Markus Möstl Fragen von Journalisten. Die Botschaften lauteten: Der Minister habe zwar die Universität gebeten, den Titel zurückzunehmen – doch es bleibe nach wie vor Aufgabe der Hochschule zu prüfen, ob der Doktortitel wirklich aberkannt wird. Für die Prüfung werde sich die Uni alle nötige Zeit nehmen. „Die zuständige Kommission wird unter keinerlei Druck gesetzt“, sagte Bormann. Dass Guttenberg wissenschaftliches Fehlverhalten zugegeben habe, erleichtere die Sache immerhin, sagte Möstl. Die Promotionskommission, die die Dissertation prüft, sollte am Nachmittag zu Beratungen zusammenkommen.

Bormann und Möstl versuchten, gelassen zu wirken. Ob es einen Imageschaden für die Universität gebe, wurde Bormann gefragt. Nein, sagte der Präsident, die Universität handhabe den Fall schließlich „professionell“. Bormann lachte sogar, als er sagte: „Der gesamte Fall ist einmalig.“ Den Eindruck, die Uni habe bei der Beurteilung und der Betreuung der mit „summa cum laude“ ausgezeichneten Arbeit versagt, versuchten die beiden abzuwehren. Plagiatssoftware würde ohnehin nur in wenigen Fällen „einen Ertrag bringen“ und nur bei einem begründeten Verdacht eingesetzt, sagte Möstl. „Es lagen aber keine Verdachtsmomente vor.“ Guttenberg habe auch die mündliche Doktorprüfung mit summa cum laude abgeschlossen. Prüfen wolle die Uni jetzt allein, „ob korrekt zitiert wurde“, sagte Möstl. Die Frage, aus welchem Grund Guttenberg handelte, stehe nicht zur Debatte. Die Hochschule wolle keinen Strafanzeige stellen.

Intern ist die Stimmung nicht so gelassen. Zwar will sich in Bayreuth kaum ein Uniangehöriger mit Namen zitieren lassen. Doch spricht man von einem „Gau“. Der Druck auf die Hochschule sei riesig, da die ganze Geschichte so peinlich sei, sagt ein Dozent, und verweist auf die Kampagne der „Neuen Zürcher Zeitung“, aus der Guttenberg einen Artikel in seine Arbeit übernahm. Die NZZ wirbt inzwischen für sich mit dem Slogan: „,summa cum laude‘ – Universität Bayreuth“. „Ich habe selten so ein systematisches Plagiat gesehen“, sagt der Hochschullehrer. „So was geschieht nicht fahrlässig.“ Weitaus geringere Täuschungsversuche seien bereits mit null Punkten bewertet worden. Von Vorteil sei, dass der Präsident von außen komme und noch viel vorhabe mit der Universität.

Eine andere Mitarbeiterin sagt: „Wir können nichts dafür, aber wir nehmen schon Schaden. Wie hätten denn die Herren Professoren das Plagiat erkennen können?“ Besonders ärgert sie, „dass laufend E-Mails reinkommen“. Darin fragten Außenstehende, „ob eine Promotion an der Uni Bayreuth besonders leicht zu bekommen ist, oder ob ein Adelstitel dafür die Voraussetzung ist, oder ob man CSU-Parteimitglied sein muss“.

Zumindest im Internet steht die Uni weiter zu Guttenberg. Den Imagefilm auf der Webseite, in dem Guttenberg für ein Jurastudium in Bayreuth wirbt, hat die Rechtsfakultät jedenfalls bis zum Dienstagabend nicht entfernt. Ab Sekunde 46 des siebenminütigen Clips tritt der Minister auf, und auch seinen Titel trägt er noch: „Dr. Karl-Theodor zu Guttenberg, Jura in Bayreuth 1992–1999“ ist eingeblendet. Die Fakultät müsse entscheiden, inwieweit sie Guttenberg als Werbeträger auftreten lasse, sagte Bormann.

Der Doktorvater Guttenbergs, der emeritierte Jurist Peter Häberle, äußerte sich am Dienstag nicht. Präsident Bormann sagte, er habe seit Beginn der Affäre keinen Kontakt zu Häberle gehabt, der im Ausland unterwegs sei. An dessen Reputation dürfe man nicht zweifeln. Der Präsident sprach von einem „Vertrauensverhältnis“ zwischen Doktorand und Doktorvater. Implizit warf er Guttenberg damit vor, das Vertrauen Häberles missbraucht zu haben.

Die Universität Bayreuth ist jung, erst 1975 wurde sie im Zuge der Hochschulexpansion der bayrischen Landesregierung gegründet. 9000 Studierende sind derzeit dort eingeschrieben, damit ist die Hochschule eine der kleineren in Bayern. In der Forschung ist sie im Vergleich mit den Hochschulen in München, Würzburg und Erlangen-Nürnberg bisher eher wenig aufgefallen. mit jul

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