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Syrische Kinder auf der Flucht vor dem "Islamischen Staat".

© dpa

Unicef-Report 2015: Angst als ständiger Begleiter

Unicef prangert schwere Gewalt gegen Kinder in Kriegs- und Krisengebieten an. Deutschland verspricht zusätzliche Hilfen.

„Kinder zwischen den Fronten“ hat Unicef seinen Report für das Jahr 2015 betitelt. Denn Einsätze in Kriegs- und Konfliktregionen stehen heute im Zentrum der Arbeit des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UN). 70 Prozent der Unicef-Mittel gehen in sogenannte fragile Staaten – Länder, in denen die staatliche Ordnung zusammengebrochen ist, in denen Bürgerkrieg herrscht oder ein Konflikt gerade beendet wurde. Kinder leben dort in besonders bedrohlichen Umständen; 21 Millionen sind es allein in Syrien, im Irak, im Südsudan, der Zentralafrikanischen Republik und im Jemen.

Erschütterndes Ausmaß

„In zahlreichen Konflikten hat schwere Gewalt gegen Kinder ein erschütterndes Ausmaß angenommen“, sagte Ted Chaiban, Leiter Programmabteilung Unicef international, am Dienstag bei der Vorstellung des Reports in Berlin. Gruppen wie der „Islamische Staat“ in Syrien und im Irak oder Boko Haram in Nigeria missachteten bewusst die Prinzipien des humanitären Völkerrechts, um weltweit Aufmerksamkeit zu erregen. Kinder würden dabei nicht verschont und immer häufiger zur Zielscheibe. Viele Mädchen und Jungen würden außerdem entführt oder versklavt, Heranwachsende auch als Selbstmordattentäter missbraucht.

Eine Milliarde Kinder betroffen

Der UN-Sicherheitsrat liste für 2014 insgesamt 23 Konflikte auf, in denen Kinder schwersten Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt waren, so Chaiban weiter. Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) sprach bei der Vorstellung des Unicef-Reports von rund einer Milliarde Kindern und Jugendlichen in Kriegs- und Krisengebieten. „Sie sind in höchster Gefahr.“ Nach Ansicht Müllers wird ihnen zu wenig Hilfe zuteil. „Die Not ist groß, aber wir stumpfen leider ein wenig ab.“ Die Essensrationen in den Flüchtlingslagern rund um Syrien seien bereits gekürzt worden, weil Hilfsorganisationen keine ausreichende finanzielle Unterstützung erhielten, fügte er hinzu.

Auch Unicef, das sich über Zuwendungen von Staaten und private Spenden finanziert, hat deutlich weniger Geld zur Verfügung, als es bräuchte. Viele Staaten hielten ihre Zusagen nicht ein, sagte Chaiban. Deutschland nahm er hier ausdrücklich aus. Das private Spendenaufkommen für die Hilfe in Krisengebieten gehe ebenfalls zurück. „Die Menschen spenden eher für Naturkatastrophen wie jetzt in Nepal“, ergänzte der Vorsitzende von Unicef-Deutschland, Jürgen Heraeus. Dort sähen sie ihr Geld offenbar wirksamer eingesetzt.

Bildung und psychologische Betreuung

Müller und Chaiban hoben hervor, wie wichtig die Hilfe in Krisengebieten sei. „Wenn wir hier nicht helfen,überlassen wir Millionen Kinder ihrem Schicksal“, sagte Müller. „Es geht nicht nur darum, Nothilfe zu leisten“, ergänzte Chaiban, „wir müssen auch in die Zukunft der Kinder investieren.“ Deutschland will sich laut Müller künftig in Kooperation mit Unicef stärker auf die psychologische Betreuung von Kindern konzentrieren, um die Kriegsfolgen abzumildern. Ein weiterer Schwerpunkt gemeinsamer Vorhaben sind Bildungsprojekte in Syrien und den umliegenden Staaten. „Unser Ziel ist es, 900 000 Kinder wieder in die Schule zu bringen. Derzeit erreichen wir nur rund 500 000“, sagte Chaiban. Deutschland will seine Unterstützung dafür ausbauen. 2014 stellte es Unicef 150 Millionen Euro für die Arbeit in Krisengebieten zur Verfügung. Für 2015 sagte Müller eine Erhöhung zu, eine konkrete Zahl nannte er aber nicht.

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