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Politik: Union im Sinkflug

Deutschlandtrend: 59 Prozent der Bürger bezweifeln, dass eine CDU/CSU-geführte Regierung besser wäre

Für den Deutschlandtrend im Auftrag von ARD/„Bericht aus Berlin“ und Tagesspiegel hat Infratest dimap im Zeitraum vom vom 28. bis 29. September 1500 Wahlberechtigte befragt.

Führende Sozialdemokraten sprachen nach den Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg sowie der Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen bereits von einer Trendwende. Die Resultate des Deutschlandtrends belegen den Stimmungsumschwung. Rot-Grün erreicht die höchste Zustimmung seit zwei Jahren: 25 Prozent der Deutschen äußern sich mit der Arbeit des Bundeskabinetts zufrieden. Und im Gegenzug war das Zutrauen in die Union seit der Bundestagswahl nie geringer: 59 Prozent der Befragten meinen, dass eine unionsgeführte Regierung die Probleme nicht besser lösen könnte. Nur drei von zehn Befragten sind der Ansicht, die Union hätte die Regierungsgeschäfte besser im Griff. Selbst unter FDP-Anhängern herrscht hier mehrheitlich Skepsis.

Kanzler Gerhard Schröder und SPD- Chef Müntefering sind denn auch die einzigen Politiker, die ihr Ansehen im Vergleich zum Vormonat steigern konnten. Müntefering legt um zwei Punkte, Schröder gleich um sieben Punkte zu. Mit 40 Prozent Zustimmung ist er wieder so beliebt wie seine möglichen Herausforderer Angela Merkel und Edmund Stoiber. Beide haben jeweils einen Verlust von vier Punkten hinzunehmen. Der Einzige, der außer dem ewigen Ranglistenführer Joschka Fischer mehr positive als negative Bewertungen erhält, ist allerdings ein CDU-Politiker: der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff. Im direkten Vergleich lässt der Kanzler seine mögliche Herausforderin mit deutlichem Abstand hinter sich: Könnten die Bürger den Regierungschef direkt wählen, würden sich 49 Prozent für Schröder und nur 32 Prozent für Merkel entscheiden. Im Vergleich zum Vormonat kann der Amtsinhaber hier zwölf Punkte zulegen und kommt auf eine Zustimmungsrate wie zuletzt im Sommer 2003. Merkel verliert sechs Punkte und fällt auf den niedrigsten Wert seit anderthalb Jahren. Offenbar schadet ihr die aktuelle Debatte um ihren Führungsanspruch und die inhaltliche Ausrichtung der Union.

Ein Grund für den Zugewinn der SPD dürfte die gesunkene Aufmerksamkeit für die Arbeitsmarktreform sein. Nur noch 24 Prozent bewegt dieses Thema derzeit am stärksten, Ende August waren es 66 Prozent. Nur in Ostdeutschland ist Hartz IV nach wie vor Thema Nummer eins.

In der neu entbrannten Debatte um die Kanzlerkandidatur der Union sehen 43 Prozent in Stoiber den geeigneten Herausforderer des SPD-Kanzlers, 40 Prozent plädieren für Merkel. Auffällig ist die hohe Zustimmung für den Bayern unter Unions-Anhängern: Hier sähen 53 Prozent Stoiber lieber als Kandidaten, nur 41 Prozent setzen auf Merkel. Dem Duo Schröder/Fischer jedoch traut die Mehrheit die Führung Deutschlands weit eher zu als einer konservativ-liberalen Paarung. Während Schröder in Sachen Führungsstärke immerhin auf 27 und Fischer auf 23 Prozent kommt, landet Merkel bei 14 und FDP-Chef Guido Westerwelle abgeschlagen bei zwei Prozent. Tsp

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