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Politik: „Union Jack“ im Südatlantik

Falkland-Bewohner stimmen dafür, britisch zu bleiben Argentinien erhebt trotz des Referendums Ansprüche auf die Inseln.

London - Port Stanley, ein kleines beschauliches Städtchen im Grünen, Hauptstadt der Falklandinseln, glich am Montagabend einem Meer aus Blau-Weiß- Rot. Mit Union-Jack-Fahnen und Transparenten feierten die knapp 3000 Einwohner des Archipels den Ausgang eines Referendums – das indes nicht bindend ist. Mit einer überwältigenden Mehrheit von 99,8 Prozent der Stimmen sprachen sich die Insulaner für den Verbleib als britisches Überseegebiet aus. Nur drei Einwohner stimmten mit Nein.

Seit zwei Jahren ist klar, dass Falkland nicht nur reiche Fischgründe und eine interessante Kolonie an Königspinguinen besitzt, sondern auch recht ordentliche Bestände an Erdöl und Erdgas hat. Geld wird damit schon verdient, ehe überhaupt das erste Barrel Öl gefördert ist. Eine britische Bohrfirma verkaufte Firmenanteile an einen Konkurrenten für knapp eine Milliarde Pfund.

Aber Argentinien, nur 400 Kilometer von den Falklandinseln entfernt, erhebt Ansprüche auf die Inselgruppe im Südatlantik. 1982 hatte Argentinien die Inseln besetzt. Großbritannien eroberte sie in einem mehrwöchigen Krieg zurück. Die Regierung in Buenos Aires stützt sich mit ihren Ansprüchen auf die Vereinten Nationen. Das von Inflation gebeutelte Land will auf der Basis einer Resolution von 1965 mit Großbritannien bilateral über die Souveränität verhandeln.

„Wir wollen nicht, dass sie uns recht geben, wir wollen nur, dass sie sich mit uns zusammensetzen“, hatte Präsidentin Cristina Fernandez de Kirchner erst vor kurzem erklärt. Die Bewohner der Inseln erkennt Buenos Aires nicht als Verhandlungspartner an, geschweige denn deren Votum. Briten seien von Briten gefragt worden, ob sie britisch bleiben wollen. Das Ergebnis einer solchen Abstimmung ist irrelevant aus Sicht Argentiniens.

Zwar kostet das Überseegebiet – oder die „Kolonie“, wie es Argentinien nennt – das Vereinigte Königreich ein Vermögen. 200 Millionen Pfund – umgerechnet rund 230 Millionen Euro – muss London jedes Jahr aufwenden, vor allem um den Militärstützpunkt in Port Stanley aufrechtzuerhalten. Das ist ungefähr doppelt so viel, wie die zu 50 Prozent von Fischfang abhängige falkländische Wirtschaftsleistung derzeit beträgt. Eine Abkehr von dem Projekt Falkland ist aber auch im schuldengeplagten Großbritannien derzeit kaum vorstellbar.

International ist die Frage nicht so klar. US-Außenminister John Kerry hielt sich erst vor wenigen Wochen bei seinem London-Besuch auffallend zurück, dem Verbündeten den Rücken zu stärken, so wie seine Vorgänger. Und Argentinien ist nicht das einzige Land, das Großbritannien mit seinen 14 Überseegebieten Kolonialismus vorwirft. Auch aus anderen südamerikanischen Ländern, etwa aus Ecuador, kommen ähnliche Töne. dpa

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