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Politik: Unser aller Chef

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Er lässt sich nicht messen, sprengt jedes Raster. Wenn er denn mal in Erscheinung tritt, der deutsche Humor.

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Er lässt sich nicht messen, sprengt jedes Raster. Wenn er denn mal in Erscheinung tritt, der deutsche Humor. Jetzt ist es raus: Nicht nur die Mallorquiner haben ihre Probleme mit deutscher Fröhlichkeit, auch Forsa kam mit den jüngsten Auswüchsen des gemeinen deutschen Humors nicht klar. So hatten die Meinungsforscher exakt 1630 Menschen online ein Foto von Gerhard Schröder präsentiert und sie nach dem Amt des Abgebildeten befragt, die Antworten ausgewertet und das Ergebnis verbreiten lassen: Nur 51 Prozent der Deutschen wissen, dass der Kanzler Kanzler ist. Schock! Im Klartext bedeutet das: 831 von 1630 Befragten haben brav „Bundeskanzler“ in das Forsa-Formular eingegeben. Und der Rest? Denen war wahrscheinlich die Frage zu dumm. Wie Forsa-Chef Manfred Güllner jetzt enthüllte, waren die vermeintlich Ahnungslosen ziemlich kreativ, gar wertungsstark. „Bankrott-Kanzler“ schrieben einige eiskalt, oder „Kanzler-Lehrling“. Ein besonders verschlagener, repräsentativer Bürger der Bundesrepublik Deutschland bezeichnete Gerhard Schröder als „Hausmeister der Waschmaschine in Berlin“. Und ein weiterer antwortete auf die Frage: „Wer ist das?“ so schlicht wie treffend: „Unser aller Chef.“ Die hyperkorrekten Auswerter mögen sich klammheimlich auf die Schenkel geschlagen haben. Aber sie werteten diese unverfälschten Zeugnisse deutschen Humors streng als „keine Antwort“. Güllner korrigierte jetzt, immerhin 80 Prozent hätten gewusst, was Gerhard Schröder den lieben langen Tag so tut – die Scherz-Antworten mitgerechnet. Was lernen wir aus dieser kleinen Affäre? Dass wir gar nicht so dumm sind? Nein, sondern: Deutscher Humor ist nackte Anarchie.

Esther Kogelboom

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