zum Hauptinhalt

Politik: Unsichere Aussichten auf hoher See

Offshore-Strom soll großzügiger vergütet werden, der Branche reicht das nicht

Berlin - Eigentlich hätten bis Ende 2011 schon 14 Windparks auf hoher See Strom liefern sollen. Tatsächlich liefern bisher aber nur zwei in der Nordsee schon etwas Strom: der Testwindpark der deutschen Energiekonzerne, Alpha Ventus, und ein Teil der Windräder des Bard-Konzerns. Der Windpark Bard 1 hat im Dezember 2010 mit der Produktion begonnen. Anfang 2013 sollen alle 80 geplanten Windräder mit einer Leistung von je fünf Megawatt produzieren, sagte der CEO der Bard-Holding, Bernd Ranneberg, am Mittwoch in Berlin.

Ende 2010 hatte das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) 29 Windfelder genehmigt, davon 26 in der Nordsee. Weitere 68 Windfelder sind im Genehmigungsverfahren. Die Bundesregierung stützt sich mit ihrem Energiekonzept auf den massiven Ausbau der Offshore-Windenergie. Ranneberg freut sich sichtlich, dass das Genehmigungsverfahren künftig zentral vom BSH abgewickelt werden soll. Er forderte jedoch für das Amt, das er in den höchsten Tönen lobte, eine angesichts der bevorstehenden Aufgaben wachsende Personalausstattung.

Weniger zufrieden ist er mit den geplanten Änderungen bei den Vergütungssätzen für Strom aus Offshore-Wind. Zwar findet Ranneberg es richtig, dass die Regierung plant, eine höhere Vergütung über einen kürzeren Zeitraum zu zahlen. Im Entwurf für die Novelle des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes sind dafür 19 Cent pro Kilowattstunde Strom über einen Zeitraum von acht Jahren vorgesehen. Danach soll die garantierte Vergütung auf 3,5 Cent pro Kilowattstunde sinken. Das hält Ranneberg nicht für genug, um „Investitionen in das Geschäft zu lenken“, sagte er. In Großbritannien, argumentiert der Bard-Chef, könnten die Anlagenerrichter eine Rendite von 12 bis 15 Prozent bieten. Das werde in Deutschland auch nach der Reform nicht erreicht. Er schlägt deshalb vor, die 19 Cent über einen Zeitraum von neun Jahren zu zahlen.

Bard ist das einzige Unternehmen, hinter dem nicht die großen Energiekonzerne stehen, das sich im Offshore-Geschäft hat behaupten können. Die Idee eines Bürgerwindparks auf hoher See, ein Modell, das an Land zu einem massiven Ausbau der Windenergie geführt hat, ist im vergangenen Herbst endgültig gescheitert. Das einst als Bürgerwindpark geplante Windfeld Butendiek soll nun von einem Finanzinvestor erreichtet werden.

Auch RWE, Eon, Vattenfall und EnBW steigen nun, eher zögerlich, ins Offshore- Geschäft ein. Sie haben sich zum Teil schon vor zehn Jahren Flächen für die Errichtung von Windparks gesichert. EnBW hat erst vor wenigen Tagen einen ersten Offshore-Windpark in der Ostsee in Betrieb genommen. Andreas Brabeck, Leiter der Abteilung Politik bei RWE, wies bei einer Diskussion der Klima-Allianz auf eine Vielzahl technischer Hürden hin, die den Ausbau der Offshore-Windkraft bisher verzögert hätten. So gebe es „auf Jahre hinaus“ keine Spezialschiffe für die Errichtung der gewaltigen Windtürme zu mieten, berichtete er. RWE lasse deshalb derzeit zwei Spezialschiffe bauen. Auch Bard musste ein entsprechendes Schiff bauen lassen und lässt derzeit ein zweites fertigen. Zudem gebe es noch keine anerkannten Lösungen für den Schallschutz während der Errichtung, der vom BSH zum Schutz der Schweinswale in Nord- und Ostsee verlangt wird. Dagmar Dehmer

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false