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Politik: Untergang der "Kursk": "Das Risiko ist höher als bei anderen Wracks" (Interview)

Nils Bohmir (33) arbeitet als Physiker bei der norwegischen Umweltorganisation Bellona.Nach dem Unglück der "Kursk" geht es nun darum, ob das U-Boot mit dem Atomreaktor geborgen oder auf dem Meeresgrund versiegelt werden soll.

Nils Bohmir (33) arbeitet als Physiker bei der norwegischen Umweltorganisation Bellona.

Nach dem Unglück der "Kursk" geht es nun darum, ob das U-Boot mit dem Atomreaktor geborgen oder auf dem Meeresgrund versiegelt werden soll. Nils Bohmir ist Nuklear-Experte der norwegischen Umweltorganisation Bellona, die seit Jahren gegen eine Verklappung von Atommüll in den nordischen Meeren kämpft.

Der ehemalige russische Atomingenieur Alexander Nikitin rechnet in spätestens sechs Wochen mit ersten Lecks, aus denen radioaktive Strahlung aus der "Kursk" austreten könnte.

Das ist möglich. Nach bisherigen Messungen gibt es aber keine Anzeichen von Radioaktivität. Es wurden Wasserproben außerhalb und innerhalb des Bootes genommen, und die zeigen keine erhöhte Strahlung. Aber es kann sehr schnell gehen, dass durch Korrosion das Kühlsystem der Reaktoren zu lecken beginnt.

An der Küste von Murmansk wurde erhöhte Radioaktivität gemessen. Gibt es einen Zusammenhang mit dem Unglück?

Es wurden leicht erhöhte Werte auf der Kola-Halbinsel gemessen, aber wir glauben, dass es sich dabei um normale örtliche Schwankungen handelt.

Ist es überhaupt möglich, präzise Radioaktivität in der Umgebung eines U-Bootes zu messen?

Es ist nicht einfach und erfordert Zusammenarbeit. Da bin ich skeptisch, ob Experten ein weiteres Mal nahe an das Wrack herankommen. Man sollte auch den Seeboden untersuchen, weil es dort einfacher ist, Radioaktvität festzustellen. Notwendig ist auf jeden Fall eine kontinuierliche Überwachung des Wracks. Wir müssen uns jedoch klar machen, dass wir der russischen Marine nicht vertrauen können, wenn es um Informationen über die "Kursk" geht. Wir hoffen aber, dass Russland ausländische Experten und ihre Hilfe weiter akzeptiert.

Welche nächsten Schritte schlagen Sie vor?

Mit guten Videokameras muss der Schaden analysiert und der Stahlmantel untersucht werden. Dann könnte man sehen, wie belastbar das Material nach der Explosion noch ist und vor allem wie die Situation des Reaktors ist. Wenn sich herausstellt, dass die "Kursk" nicht gehoben werden kann, sollte sie mit einem Sarkophag umschlossen werden.

Ist es sinnvoll, den Atomreaktor der "Kursk" separat zu heben?

Es ist möglich, aber es ist sehr schwierig, vor allem das Zertrennen der Stahlkörper.

Das Innere der "Kursk" ist geflutet. Was bedeutet das für die nukleare Sicherheit?

Einerseits wird der Reaktor durch das Meerwasser gekühlt. Andererseits erhöht sich das Risiko von Korrosion.

Was unterscheidet die "Kursk" von den anderen gesunkenen U-Booten?

Die anderen Boote liegen viel tiefer, wo weniger Sauerstoff vorhanden ist und die Korrosionsgefahr geringer. Die "Kursk" liegt nur 100 Meter tief in wichtigen Fischgründen und dem Fischfangbereich der Schiffe. Das Risiko ist hier höher.

Der ehemalige russische Atomingenieur Alexander Ni

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