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Politik: Untergehen – aber richtig

Das Ende ist nahe. Mag sein, dass es ein halbes Jahr kürzer oder länger dauert als von der Uno vorgesehen – aber was folgt daraus für unseren Alltag?

Das Ende ist nahe. Mag sein, dass es ein halbes Jahr kürzer oder länger dauert als von der Uno vorgesehen – aber was folgt daraus für unseren Alltag? Möglicherweise ist es zu früh, jetzt schon Johannes Heesters für die große Finissage 2020 zu buchen. Und wir wollen um Gottes willen niemanden ermuntern, mit dieser überschaubaren Zeitperspektive eine Straftat zu planen, auf die an sich lebenslange Haft stünde. Oder wahllos zu heiraten, nur weil die Verpflichtung zur ewigen Treue plötzlich irgendwie realisierbar scheint. Aber wer möchte sich angesichts des nahenden Endes eigentlich noch langfristige Rentensparpläne aufschwatzen lassen? Handgenähte Schuhe kaufen, wenn es die Plastiktreter aus dem Supermarkt auch tun?

Es gibt ein paar große Staatenlenker, die den Ernst der Lage ebenso erkannt haben wie die sinnvollen Konsequenzen, die wir daraus ziehen sollten. Hugo Chavez aus Venezuela („Sozialismus oder Tod!“) sperrt jetzt nicht etwa die riesigen Erdölvorräte seines Landes weg, um symbolisch noch ein wenig gegen den Weltuntergang anzukämpfen. Er verkauft sie vielmehr billiger: An den Nahverkehrsbetrieb der Stadt London, der nun Spielraum hat, günstige Sozialtickets anzubieten und seinen armen Kunden 13 Jahre Mobilität zum Vorzugspreis anzubieten.

Nun ist sicher die Freundschaft zwischen Chavez und dem Londoner Bürgermeister Livingstone der Anstoß für diese egalitäre Aktion gewesen. Doch es stehen andere Ölbesitzer parat, die sich von Venezuela inspirieren lassen würden, Mahmud Ahmadinedschad beispielsweise, ein anderer guter Freund des venezolanischen Präsidenten. Es ist sehr wahrscheinlich, dass auch er den darbenden Massen der imperialistisch unterdrückten westlichen Metropolen helfen würde, noch ein paar Jahre günstig Bus zu fahren.

Aber bislang fragt ihn niemand, seine Kontakte in eben jene Metropolen sind saumäßig. Vor allem würde er an die Vergabe ein paar Bedingungen knüpfen, die für Bürgermeister wie Klaus Wowereit nur schwer zu erfüllen sind: Klares Bekenntnis zur Auslöschung der USA und Pulverisierung Israels, Leugnung des Holocaust, solche Sachen beispielsweise.

Doch selbst radikalen Islamisten und ihren Freunden müsste klar sein, dass sich derlei Aufregung für 13 Jahre nicht mehr lohnt, verglichen mit den Verheißungen des jetzt so nahen Jenseits. Schön, wenn wir bis dahin wenigstens billig Bus fahren könnten, oder? Zur Schlussfeier würden wir vermutlich sogar gratis kommen, arm und reich. Dort singt Johannes Heesters: „Davon geht die Welt nicht unter!“

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