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Politik: Uran-Munition: CDU fordert Aufklärung über Nato-Waffen

Bei Bundeswehr-Soldaten in Bosnien und im Kosovo ist nach einer Studie im Auftrag des Verteidigungsministeriums bisher keine Vergiftung mit Uran-Munition nachgewiesen worden. In dem Zwischenbericht des GSF-Forschungszentrums für Umwelt und Gesundheit, der dem Tagesspiegel vorliegt, wurde bei 118 untersuchten Soldaten keine auffällige Uran-Konzentration im Urin gemessen.

Von Robert Birnbaum

Bei Bundeswehr-Soldaten in Bosnien und im Kosovo ist nach einer Studie im Auftrag des Verteidigungsministeriums bisher keine Vergiftung mit Uran-Munition nachgewiesen worden. In dem Zwischenbericht des GSF-Forschungszentrums für Umwelt und Gesundheit, der dem Tagesspiegel vorliegt, wurde bei 118 untersuchten Soldaten keine auffällige Uran-Konzentration im Urin gemessen. Die Wissenschaftler schreiben, dies lege den Schluss nahe, dass keine Gefahr bestehe, dass deutsche Soldaten sich mit radioaktivem Staub aus panzerbrechender Uran-Munition vergiftet haben.

Trotz dieses auf den ersten Blick beruhigenden Befunds ist die Opposition nicht zufrieden. Der CDU-Wehrexperte Paul Breuer moniert nicht nur, dass der Verteidigungsausschuss den Bericht, der schon vom Juli 2000 datiert, bisher offiziell gar nicht bekommen hat. Er sieht auch zusätzlichen Klärungsbedarf: Etwa, ob es neben den Urinproben auch Blut- oder Lungenuntersuchungen gab. Oder die Frage, ob die Urin-Untersuchung an nur 118 von mittlerweile zehntausenden auf dem Balkan eingesetzter Bundeswehr-Soldaten überhaupt ausreicht, um mögliche Schäden durch inhalierten Uranstaub sicher auszuschließen.

International bezweifeln zudem einige Wissenschaftler, dass die Urin-Tests die Gefahr überhaupt realistisch erfassen können. Breuer will das Thema am 17. Januar im Verteidigungsausschuss des Bundestages behandelt wissen.

Hören will die Opposition dann auch, was aus der "dringenden" Empfehlung der Wissenschaftler geworden ist, zusätzlich Boden- und Wasserproben zu untersuchen. Ob das geschehen sei, mit welchem Ergebnis, darüber hülle sich das Verteidigungsministerium in Schweigen, kritisiert Breuer. Die gleiche Erfahrung hatten Journalisten gemacht. Auch am Donnerstag blieben die amtlichen Auskünfte im Allgemeinen: Es gebe keine Hinweise auf ungewöhnliche Krebsfälle oder Verstrahlungen, hieß es auf Anfrage.

Die Bundeswehr hatte die GSF-Studie ein Jahr nach dem Kosovo-Krieg in Auftrag gegeben, um zu überprüfen, ob ihren Soldaten eine Gefahr von der von US-Tieffliegern gegen Panzer und andere Ziele tonnenweise verschossene Uran-Munition droht. Vor allem in Italien hat eine auffällige Häufung von Blutkrebs-Fällen bei ehemaligen Balkan-Soldaten Alarm ausgelöst.

Spanien etwa lässt alle 32 000 Soldaten überprüfen, die auf dem Balkan im Einsatz waren - nach 5000 Untersuchungen allerdings bislang ebenfalls ohne auffällige Resultate.

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