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Politik: Uran-Munition: Scharping will von Risiko nichts wissen

Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) hält die Gefahr durch die von der Nato verschossene Uran-Munition für gering. Bei einem Truppenbesuch im Hauptquartier der deutschen Kfor-Truppe in Prizren im Kosovo verwies Scharping am Sonntag darauf, dass die von der Munition ausgehende Strahlung "ein vernachlässigbares Risiko" darstelle.

Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) hält die Gefahr durch die von der Nato verschossene Uran-Munition für gering. Bei einem Truppenbesuch im Hauptquartier der deutschen Kfor-Truppe in Prizren im Kosovo verwies Scharping am Sonntag darauf, dass die von der Munition ausgehende Strahlung "ein vernachlässigbares Risiko" darstelle. Wie bereits am Vortag in Bosnien kritisierte der Bundesverteidigungsminister aber erneut die Informationspolitik der USA in dieser Sache. "Ausdrucke aus dem Internet reichen nicht aus", sagte Verteidigungsminister Scharping mit Blick auf Äußerungen seitens des Nato-Partners USA, der den Deutschen mitgeteilt haben soll, dass alle wichtigen Informationen im Internet nachzulesen seien.

Am Sonntag ließ sich Scharping im Feldlager Prizren über Messungen an aufgefundenen Geschosssplittern unterrichten. Er machte sogar einen Selbsttest mit Resten von Uran-Munition, um deren Ungefährlichkeit zu demonstrieren. Dabei nahm er einen Uran-Munitionskern in die Hand und ließ die davon ausgehende Strahlung messen. Dabei wurde mit einem Strahlenmessgerät geringere Strahlung als in einem Flugzeug gemessen. Anschließend wurde ein Buch zwischen Geigerzähler und Munition gehalten - daraufhin sei keine Strahlung mehr erfassbar gewesen, berichteten Teilnehmer des Versuches. Scharping kündigte an, er werde in den nächsten Tagen weitere Schritte unternehmen, um Informationen über angebliche Plutoniumspuren an solcher Munition zu erhalten. Ausdrucke aus dem Internet seien nicht der geeignete Weg der Kommunikation zwischen Regierungen, sagte er. Erste Messungen an Geschossteilen ergaben nach Angaben des Direktors des Forschungszentrums für Umwelt und Gesundheit, Herwig Paretzke, dass die Strahlung so gering sei, dass sie für die Soldaten keine Gefahr darstelle.

Scharping hatte während der Debatte über urangehärtete Munition den US-Geschäftsträger einbestellt. Über Plutoniumspuren, die auf Material aus Aufbereitungsanlagen für atomare Brennstoffe schließen lassen, hatten zuerst Schweizer Wissenschaftler hingewiesen. Bei deutschen Sfor-Truppen in Bosnien bei Sarajevo ließ sich Scharping am Sonnabend auch über Details eines brisanten Munitionsfundes vom 9. Januar im Vorort Hadzici informieren. Dabei waren die Überreste von rund 150 Schuss der schwach radioaktiven Uran-Munition bei einem ehemaligen Panzerreparaturwerk entdeckt worden.

Die Bundeswehr habe drei Tage danach mit Spezialuntersuchungen begonnen, sagte Scharping. Die Munitionsreste wurden nach Angaben eines Offiziers in einer Holzkiste außerhalb der Fabrik entdeckt, nachdem ein Arbeiter Überreste davon einem italienischen Journalisten gezeigt habe. Die Kiste auf einer Wiese sei jahrelang nicht beachtet worden. Eine Gefährdung von Menschen durch den Fund sei bisher nicht bekannt, so der Bundeswehroffizier. Die Projektile stammen offenkundig von Nato-Angriffen gegen den Belagerungsring der bosnischen Serben um Sarajevo. Nach offiziellen Angaben wurden 1994 und 1995 von US-Kampfflugzeugen rund 10 800 Schuss dieser Munition auf den Belagerungsring abgegeben. Im Kosovo-Krieg zwischen April und Juni 1999 sollen rund 31 000 Schuss der umstrittenen Uran-Munition verfeuert worden sein.

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